NEU-TSCHERNJACHOWSKij. Blackhoffsk
Wettbewerbsentwurf eines Iwan-Tschernjachowskij-Denkmales zu Insterburg, eingereicht von Aristarch Zifrowoj-Digital und Archip Poistschi-Suchemal.
Ein Tschernjachowskij-Denkmal ist wie ein Kantisches Ding-an-sich, ein Gegenstand, dessen Idee einem verschlossen bleibe. Wir mögen uns erinnern und glauben zu wissen, was es für ein Mann war, der im Krieg umgekommene General. Doch zu begreifen, was dieser Tschernjachowskij heute sei, könne man nur durch rein subjektive Auswahl der Daten und Fakten aus dem, was die Kulturgeschichte unter seinem Namen führe. Jedes dieser Versuche sei im Grunde viel zu konkret und halte keiner Kritik stand.
Die sowjetische Art des Heldenhuldigung in der Topographie ohne Kritik von uns weisend, schlagen wir ein irrationales Konzept des Umgangs mit der Erinnerung an Tschernjachowskij vor. Der Name wird Gegenstand, wird Tabu, wird Welt, wird Lebensvorgang.
Insterburg unter dem Namen Tschernjachowskijs ist heute ein unbestimmter Ort, verloren in der Zeit. Ein Teil der Stadt sterbe ab, und ein gänzlich anderes wachse darauf wie ein abhängiger und doch abgestoßener Organismus: der Raum ist entzwei, das Bild der Stadt könne kaum noch ohne etwas auseinanderfallendem oder mit Gras überwuchertem gedacht werden. Die Stadtgestalt verdüstere, dem Namen des Generals entsprechend (“Tschernyj” bedeute im Russischen “schwarz”) — hier seien die Nächte düster, das Stadtlicht falle aus, die Stadtwerke im Allgemeinen im Verfall, die farblichen Konnotationen nur unterstreichend.
Als Denkmal wird eine Gruppe geometrische Primitive frei nach Kasimir Malewitsch in den unterschiedlichen Stadtteilen vorgeschlagen. Die Urformen weisen in die Ewigkeit und verkünden zugleich wie unwesentlich für die Gedankenwelt der Mensch und die lebendige Natur überthaupt seien. Als Baumaterial wird Hochleistungs-Kunststoff gewählt.
Kubus, Zilinder, Kugel und Pyramide bilden den Grundstock architektonischer Formen. Jede habe eigene Symbolwerte und urbane Traditionen vorzuweisen, jede belege einen bedeutsamen Ort: den Rathaus am Hauptplatz der Stadt markiere die Rundsäule, für Wohnorte stehe der Würfel, für Parkräume die Kugel und für die Gedenkräume die Pyramide.
Außer Belegen der Funktionen im Stadtraum tragen die Objekte keine weitere Funktion: innen hohl, beinhalten sie nichts als die Insterburger Luft.
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