Deutsche Stiftung Denkmalschutz: was will und was bewirkt die Denkmalpflege?
Ein Vortrag Markus Kepsteins, gehalten am zweiten Tage des Kolloquiums und begleitet von einer Ausstellung im Foyer des Kulturhauses.
Denkmalpflege – was sie will und was sie bewirkt
„Eine Stadt, die ihre Baudenkmale verliert, ist wie ein Mensch, der sein Gedächtnis verliert”, formulierte der erste Schirmherr der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker.
Das gilt unverändert auch heute.
Denkmale sind von Menschen geschaffene Dinge, an denen Geschichte erkennbar wird, die unser Interesse wecken und die uns zum Nachdenken auffordern.
Denkmale begleiten uns täglich, ob wir uns ihrer bewusst sind oder nicht. Sie prägen unser Verhalten und vermitteln die Gewissheit, an einem historisch bestimmbaren Ort zu sein. Dies gilt für die Stätten des UNESCO-Welterbes ebenso wie für weniger bekannten Bauten im Heimatort.
Wir leben mit Denkmalen, aber wir sind uns dessen häufig nicht bewusst und nehmen deren historischen und ideellen Wert als Zeugnis der Vergangenheit vielfach nicht wahr. Erst wenn sie plötzlich verändert oder gar zerstört werden, empfinden wir den Verlust von gewachsener Geschichte und Identität. Alle Bundesländer haben daher Denkmalschutzgesetze erlassen, die das öffentliche Interesse an der Bewahrung sicherstellen sollen.
Das Bewusstsein um die Bedeutung von Denkmalen und Maßnahmen zu ihrer Erhaltung reichen zurück in die Anfänge des 19. Jahrhunderts, der berühmte Architekt Karl Friedrich Schinkel war einer der ersten Denkmalschützer. Am Ende des 19. Jahrhunderts formulierte der Kunsthistoriker Georg Dehio Grundsätze des Umgangs mit Denkmalen, die noch heute richtungsweisend sind.
Mit der Aufnahme eines Bauwerks in die Denkmalliste wird weder eine „Käseglocke” über das Denkmal gestülpt noch werden Veränderungen ausgeschlossen.
Im Zusammenwirken mit den Denkmalbehörden, die beraten und unterstützen und nicht nur vorschreiben und verbieten, können notwendige Baumaßnahmen an Denkmalen vorgenommen werden.
Gegen die häufig geäußerte Meinung, daß Denkmalschutz vor allem Behinderung bedeute und teuer sei, lassen sich mehrere Argumente anführen, die ein anderes Bild vermitteln.
Indem Denkmalschutz und Denkmalpflege das gebaute historische Erbe bewahren, bilden sie eine kulturelle Infrastruktur und erhalten Lebenszusammenhänge.
Daraus entwickeln sich sogenannte weiche Standortfaktoren, die sowohl für den Tourismus als auch für die Ansiedlung von Menschen und Arbeitsplätzen Qualitätsfaktoren sind, die der Gemeinschaft zugute kommen. Damit schafft und sichert Denkmalschutz direkt und indirekt Arbeitsplätze.
Denkmalpflege bewirkt Investitionen, die wirtschaftsfördernde Impulse geben und Arbeitsplätze werden durch Denkmalpflege erhalten und geschaffen, denn Denkmalpflege wird von regionalen Handwerksunternehmen geleistet, die hochqualifizierte und erfahrene Mitarbeiter beschäftigen und ausbilden.
Nachhaltigkeit und schonender Umgang mit Ressourcen werden in der Denkmalpflege ebenso erreicht wie durch sie sparsamer Geldeinsatz die Folge ist.
Denn durch Denkmalschutz wird das Alte, Überlieferte soweit als möglich geschont und am ursprünglichen Ort wiederverwendet; Reparaturen oder Ergänzungen erfolgen im Allgemeinen nur in dem Maße, wie es für die weitere Nutzung des überkommenen Bauteils notwendig ist. Indem einzelne Bauteile von Denkmalhöfen gesammelt und für die Verwendung in anderen Bauwerke bereitgehalten werden, wird die Umwelt geschont, bleiben Kulturgüter erhalten und werden Kosten gesenkt.
Denkmalschutz geht uns alle an: durch Denkmalschutz wird Lebensqualität erhalten und das Verständnis der Vergangenheit möglich, das zur Gestaltung unserer Zukunft wichtig ist. Dazu kann jeder einen Beitrag leisten.
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Damit Vergangenheit Zukunft hat – so lautet das Motto der 1985 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Satzung gibt ihr den Auftrag, vom Verfall bedrohte Kulturdenkmale in Deutschland zu retten und den Gedanken des Denkmalschutzes in breite Kreise der Bevölkerung zu tragen und sie zu aktiver Mithilfe zu bewegen.
Viele bedeutende Zeugnisse dessen, was Generationen vor uns geschaffen haben,
Schlösser und Herrenhäuser,
Bürgerhäuser,
Stadt- und Dorfkirchen,
Bauerngehöfte,
technische Denkmale,
historische Gärten und Parks,
Stadtmauern, Stadttore und Klöster.
sind gefährdet. Alle diese Zeugen der Vergangenheit prägen unsere Umwelt, sie vermitteln ein Gefühl der Vertrautheit in der Gegenwart und bieten Orientierung für die Gestaltung der Zukunft.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich nicht nur konkret für die Erhaltung
von Denkmalen ein; sie wirbt auch für die Idee des Denkmalschutzes und fördert die Fortbildung der Handwerker: So wurde mit Hilfe der Stiftung in Görlitz das
Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege eingerichtet, in Romrod die DenkmalAkademie und in Dresden gemeinsam mit der TU das Ergänzungsstudium „Denkmalpflege”.
Dank der Spenden von über 190.000 Förderern, erheblichen Mitteln der Lotterie GlücksSpirale und zeitweisen Zuwendungen des Bundes konnte sie bis einschließlich des Jahres 2009 mehr als 430 Millionen Euro für die Bewahrung des kulturellen Erbes zur Verfügung stellen. Die große Zahl von über 190.000 privaten Förderern belegt die Bedeutung, die die Bevölkerung dem Erhalt der ihr anvertrauten gebauten Umwelt zumisst.
Insbesondere durch die Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, erhält die
Stiftung seit 1991 bei ihrer großen Aufgabe eine breite finanzielle Basis.
Durch die knapper werdenden öffentlichen Mittel für den Denkmalschutz nehmen die Anträge an die Stiftung stark zu, sodaß derzeit lange nicht allen begründeten Anträgen entsprochen werden kann – weitere Hilfe tut also Not!
In vielen Fällen können erst durch die Mittel der Stiftung weitere öffentliche Fördermittel für die bedrohten Denkmale in Anspruch genommen werden.
Die Unterstützung der Stiftung ergänzt damit die staatliche Förderung. Sie soll und kann sie nicht ersetzen.
Um eine breite Lobby für den Denkmalschutz zu schaffen, unterstützt die Stiftung seit 1993 die „European Heritage Days” und koordiniert in Deutschland den „Tag des offenen Denkmals”. Über 5,5 Millionen Besucher allein 2009 sind Beweis für das große öffentliche Interesse an der Denkmalpflege.
Durch eine breite Presse- und Öffentlichkeitsarbeit informiert die Stiftung über ihre Arbeit. Nur wer um die Notwendigkeit und Probleme des Denkmalschutzes weiß, kann für eine aktive Mitarbeit gewonnen werden.
Mit Ausstellungen, Vorträgen und Reisen informiert die Stiftung über den Denkmalschutz; durch Ortskuratorien ist die Stiftung inzwischen an zahlreichen Orten auch regional präsent und wird bei ihrer Arbeit unterstützt.
Der Bewußtseinsbildung für die Denkmalpflege dient die Förderer-Zeitschrift MONUMENTE. Sie zeigt kleine und große Kostbarkeiten der Baukunst und ist ein Forum für die Diskussion von Denkmalpflegethemen.
Vielerorts lässt sich das positive Wirken der Denkmalpflege erkennen: Bauten, die nicht nur gesichert, sondern bereits wiederhergestellt sind. Sie müssen nicht “in neuem Glanz” erstrahlen, sie sollen mit allen Zeichen ihres Alters und in Würde Zeugnis geben von der Zeit ihrer Entstehung und der wechselhaften Geschichte.
- Doch Bauwerke benötigen dauerhafte Pflege. Deshalb hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz durch ihr Stiftungszentrum die Möglichkeit geschaffen, treuhänderische Stiftungen zugunsten einzelner Bauwerke zu errichten und zu betreuen.
- Alte Denkmale brauchen junge Freunde. Mit dem „Freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege” bietet die Stiftung Jugendlichen in den “Jugendbauhütten” die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Aspekten der Denkmalpflege zu befassen und eine berufliche Orientierung zu erlangen.
- Zudem vermittelt das Schulprogramm „denkmal-aktiv” das Bewusstsein um die Bedeutung der Geschichte und des Denkmalschutzes an junge Menschen.
Mehr als 3.600 Projekte konnte die Stiftung bisher unterstützen.



Die schönen Modelle und Eigenberichte, die man zeitens des Kolloquiums im Foyer sich einholen konnte, fanden ihre Fortsetzung in Ausstellungstafeln, die auf die Burg Insterburg gebracht wurden.
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