Lutherkirche
Insterburgs Herz und Angelpunkt war die Martin-Luther-Lirche, die, auf dem Alten Markt thronend, die Straße aus Königsberg abschloß. Unmittelbar hinter der Altarwand fing die Himmelschaft an: die Stadt hörte abrupt auf, der Hang fiel zu den Angerapp-Weiden hinunter, und kein Bauwerk störte die vorbeiziehenden Wolken.
Den Krieg überstand der Koloß bei Verlust der Turmspitze und der gesamten Umgebung, ward zur Werkhalle erst der einen, dann der anderen Fabrik — und wurde schließlich nach dem Generalbebauungsplan von 1975 gänzlich abgerissen um Platz für eine neue sozialistische Stadtkrone zu machen:
“Ein Gesellschaftszentrum erhebe sich in der Gegend des Teiches und des malerischen Ufers der Angerapp. Um den zentralen Platz herum kommen ein Rätehaus, ein Haus des Fernmeldewesens, ein Zwölfgeschosser mit Zentralsparkasse und Buchladen zu stehen. In ihrer Mitte wird ein Lenindenkmal errichtet. Den westlichen Abschluß des Zentralplatzes bilden vier Hochhäuser, von denen zweie schon im 10. Planjahrfünft erbaut werden (1976—1980). Östlich entsprechen ihnen drei weitere Hochhäuser und ein Fischfachgeschäft”—
einem dieser Bauten fiel die Kirche letztlich zum Opfer. Erbaut wurde von den erwähnten Sowjetpalästen keines.
Dafür gab es hintereinander ganze zwei Lenindenkmäler!
Während des 2008er “Insterfestes” schlug Alexander Strugatsch vor, ein “Memorium” als Erinnerungszeichen der gewesenen Kirche zu bauen. Die lütherische Kirchengemeinde und die Instrerburger Landmannschaft sehen kirchliches Leben aus alten Wurzeln neu erblühen. Während des Fachkolloquiums wird die Frage des Alten Marktes gleich im Vordergrund stehen, denn hier fehle nicht nur die stadtbildende Kirche, sondern auch die Stadtbebauung, sie sich einst um sie scharte, und der einstige Markt ergieße sich form- und sinnlos in den Teich.
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