Kategorien

April 2024
M T W T F S S
« Aug    
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Ein Park Hugo Kaufmanns

Von: 12inster_admin34534

Zum Anfang des 20. Jahrhunderts lag die Frage der erneuten Umgestaltung des Stadtparkes regelrecht in der Luft. Der seit 1917 amtierende Stadtgartendirektor Hugo Kaufmann widmete sich ab 1925 der Aufgabe, nachdem er davor bereits den städtischen Sportpark in den Schluchten und ein Turnierplatz an der Angerapp angelegt.

Die Teiche wurden gesäubert und vertieft, und ihre Ufern begradigt und gefestigt. Den Bacherteich müßte man geradezu neu anlegen, so verschlammt war er, und die Tschernuppe erhielt einen mit Platten ausgelegten Lauf: im alten gab es häufig Stauungen, und Überschwemmungen waren die Folge. Bezeichnend, wie die Germania sich wandelte: einst führte eine schmale gerade Treppe zu ihr hinauf, die zudem noch ziemlich zugewachsen war, nun aber entsprang dem Standbilde eine breite Rasenkaskade, die in mehreren Stufen ins Tal hinabging. An den Seiten säumten weite Treppen die neu-alte Anlage, und Schnittsträucher rundete sie ab. Auch die restlichen Parkpartien wurden neu gefaßt, Wiesen mit Baumhainen durchsetzt, die Wässer aus der Versenkung in tiefen Gräben näher an den Spaziergänger gebracht: der Park ward so licht und leicht, daß er so manchem Stadtbewohner gänzlich neu erschien.

Neues mit altem verknüpfend, setzte Kaufmann den kaiserzeitlich geschwungenen Gartenformen neue Schlichtheit entgegen, legte am Bacherteich und in der Biegung des Schloßteiches großzügige Kinderspielplätze an, errichtete am Bacherteich eine Sommerbühne, und verlieh auch diesem seinen Park spörtliche Qualitäten: die großen Teiche wurden im Winter zu Eisbahnen. Dem Garwehnschen Teich gab dieses Konzept seine neue Form: am Runding drehte man Pirouetten, daran schloß sich ein rechteckiges Rennfeld, und an diesen wiederum ein Eishockeyplatz auf dem zugefrorenem Schloßteiche. Einem solchen Programm entsprechend, sollte auch der Vereinspavillon sich wandeln und zur offenen Erfrischungshalle werden, die des Winters, temporär von Wänden umschlossen, eine überdachte Eisbahn bildete. Hierfür war ein Platz in der Achse der neugestalteten Teiche vorgesehen.

Neu geregelt wurde auch die Nachbarschaftsbebauung, die bisher dem Park den Rücken zuwandte, wenngleich die projektierte Straße vom Alten Markt zum Schloß nur ein Gedankenspiel blieb: sie hätte dem Park ein Paar neue Fassaden gebracht. Nicht begradigt blieb auch der Mühlendamm: die Fahrbahn folgt auch heute noch der alten Kurve, während die Uferlinie bereits die Kaufmannsche Planung nachzeichne. Großgewachsene Bäume und verschwommene Uferkanten lassen heutigentags auch nicht mehr erkennen, wie die Schloßmauern eherdem sich in den Wässern spiegelten.

Auch die damals neu erbaute dreibögige Brücke der Königsberger Str., wiewohl erhalten, hat einiges an ihrer Strahlkraft eingebüßt: ehedem verband sie die Uferpromenaden beider Teiche, heute trennt sie ein überirdisches Fernleitungsrohr. Die Parkpfade mögen dieselben geblieben sein, bewußt angelegt, um den Weg vom Bahnhof ins Stadtzentrum zum Erlebnis zu machen, doch von jenem Zentrum blieb kein Stein auf dem anderen, keiner geht mehr die Wege entlang, und auch die Panoramen, die sich einst vom Spielplatz am Schloßteich dem Zuschauer boten, sind all ihrer Pracht verlustig: es stehen weder die Lutherkirche, noch die Germania, noch die Häuser dazwischen.

Kaufmanns besondere Aufmerksamkeit galt der Höhe des neuen Parks: um 8—12m gegenüber den ihn umgebenden Straßen abgesenkt, bildete seine Anlage eine Ruheoase inmitten des städtischen Trubels.

Nach drei Jahren Umgestaltungsarbeit hatte nicht nur die Stadt ihr Kleinod wieder, sondern auch beinahe 500 Arbeitslosen, die darin etliche neue Qualitäten, Lohn und Brot gewannen.  Auch die Fischzucht sollte neu aufgelegt werden… kommt einem seltsam vertraut vor, oder?

Kommentieren