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Schützental

Von: 12inster_admin34534

Burgenbau im Land des Deutschen Ordens ging stets einher mit dem Bau von Staudämmen und Anlage von Mühlen, so auch in Insterburg, wo der Fluß Tschernuppe schon 1336 angestaut war. In den folgenden Jahren durch Dämme unterteilt, ward Tschernuppe zu einer Tecihkette: dem Schloßteich unmittelbar an den Schloßmauern, der Straße Mühlendamm und der Schloßmühle; dem Garwehnschen Teich hinterm Damm der Königsberger Straße, dem Bacherteich, einst auch hinter einem Staudamm gelegen… Im 18. Jahrhundert gesellte sich zu der älteren Schloßmühle eine neue hinzu, die folglich Obermühole hieß und vom Obermühlenteich gespeist wurde. Bahngleise trennen ihn jetzt von der älteren Anlagen. Dem Lauf der Tschernuppe weiter hinauf liegen der Espenteich, östlich von ihm der Karpfenteich, und schließlich der Irrmuntiner Teich fast schon am Waldesrand. Alle Teiche dieser Kaskade wurden zu Mühlenzwecken angelegt, wenngleich die letzteren eher seichte Fischzucht-Gewässer warden, statt richtige Stauseen. Die Fischerei war ansehnlich, und vieles wurde auch an die benachbarten Burgen abgegeben.

Zuletzt wird die Fischzucht noch im Jahre 1900 erwähnt, dem Jahre, als sie ein jähes Ende fand. Kurz davor leistete sich die Stadt eine Kanalisation, die allerdings statt in die große Angerappc plötzlich in die kleine Tschernuppe  sich ergoß, und den Tal erheblichen Schaden zuführte: ein Schaden umso empfindlicherer, als dort schon ein halbes Jahrhundert lang der Insterburger spazieren ging — aus dem Tal war ein Park geworden.

Den Anfang des öffentlichen Parks legte die Schützengilde an, auf deren  Schaffen auch das Gesellschaftshausam Neuen Markt zurückgene. Beim Töpfermeister Wilhelm Garwehn kaufte sie im Jahre 1843 einen Talgrundstück, um einen Schießstand dort einzurichten. Davor lag in der Nachbarschaft nur ein Gartenhaus des Stadtbürgermeister Dobeneck, eine rein private Anlage.

Den Schützenstand legte die Gilde am Westrand des Bacherteiches qan, die Zielscheiben standen am Westhang des Tales. Es gab auch einen hölzernen Vereinshaus, mitsamt einem Restaurant, einer Kegelbahn, einem Gartenpavillon und am Teich einem Bootsverleih, die gehörigen Zuspruch hatten. Jeweils zur Saisonbeginn wurden hier dreitägige Bürgerfeste begangen. Von den Erfolgen beflügelt, kauften die Schützen 1862 einen weiteren Grundstück von Garwehn, und bauten einen festen Schützenhaus darauf — knappe 20 Jahre später wurde das Haus zum Raub der Flammen. Die Stelle ging 1881 an die Stadt über, der seit 1874 auch der gesamte Talgrund gehörte. Die Shießstände und auch die Pavillons wurden abgerissen und diie Besitzung dem Verschönerungsverein übertragen, auf daß der Verein sie verschönere. Dies trat auch ein, der Entwurf wird dem Baurat Siehr zuzuschreiben sein.

Den Tal nannte man fortan den Stadtpark, schöne Promenaden, Brücken und Rabatte schmückten ihn. Der Zeitmode entsprechend gab es sogleich ganze zwei Denkmäler an den beiden Talseiten, einander fast gegenüber: den Obelisken zu Ehren des Bürgermeisters Korn, aif dessem Wirken der Park und alle Neubauviertel westlich des Alten Marktes zurückzuführen seien — und die Germania, ein Kriegerdenkmal des preußisch-österreichischen und preußisch-dänischen Krieges. Unterhalb des alten Mühlendammes, der eine breite Promenade ward, wurde der Tschernuppelauf gänzlich zugeschüttet: die Mühle brauchte ihn nicht mehr, sie lief nunmehr im Dampfbetrieb.

Die Glanzzeit dieses Parkes  dauerte bis zur Jahrhundertwende an, als er seine Form gänzlich verlor, die Pflanzen jeglicher Pflege entbehrten und die Taluft von Miasmen durchsogen war. Eine Rekonstruktion stand unmittelbar bevor.

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