NEU-TSCHERNJACHOWSKij. Neustadt
Wettbewerbsentwurf eines Iwan-Tschernjachowskij-Denkmales zu Insterburg, eingereicht von Sophie Panzer (Wien).
Das Herangehen ans Wettbewerbsprogramm und die Frage der Erneuerung einer spezifisch russischen Stadt, die durch ausgesprochen sowjetischen Planungselemente geprägt sei, in einer Weise, die beispielhaft für zahllose russische Städte wäre, hebt eine folgende Frage hervor:
Wie kann ein Held der Sowjetunion, der in der Stadtlandschaft einzig als ein Standbild erscheine, zur einer Identifikationsfigur werden, die eine Einheit von Bürgern und ihrer Stadt erschaffe?
Der Held soll ein Ausdruck der Einheit sein, die Einzelnen zusammenbringen und eine Gemeinschaft gründen. Eine gesunde Gemeinschaft verleiht dem Ort eine Identität, was wesentlich sei für eine eine nachhaltige Zukunft und die Sicherung der Lebensstandards.
Die Definition eines Helden bestimme einen «der angesichts einer Gefahr oder eines Schicksalschlages oder aus einer Schwäche heraus Mut und Aufopferungsbereitschaft, soll heißen Heldenhaftigkeit zeige, für Ideale oder Mitmenschen» (nach Wikipedia) — auf Iwan Danilowitsch Tschernjachowskij, den erfolgreichen Heerführer des Zweiten Weltkrieges, treffe dies surchaus zu. Doch eine Heldentat sei nicht genug: ein Held brauche einen Rückhalt in der Gesellschaft — in anderen Worten, die Gesellschaft solle seine Tat akzeptieren und in Ehren halten.
Der Philisoph Hegel wies dem Heldenbegriff eine wichtige Bedeutung zu als Verkörperung des einzelnen im Volksgeist und so im allgemeinen Zeitgeist.
Ähnlich sprach der englische Philisoph Herbert Spencer: «Sie müssen gestehen, daß das Werden eines großen Mannes von einer langen Abfolge komplexer Einflüsse abhänge, die die Rasse ergaben, in der er erscheine, und den Stand, zu dem jene Rasse langsdam kam. Eher er die Gesellschaft zu verändern vermag, schöpfe die Gesellschaft ihn».
Dies bedeute, daß Iwan Tschernjachowskij als ein Held der Sowjetunion ein Kind seiner Zeit sei, einer von Gewalt und Armut gezeichneten Zeit vor 65 Jahren. Eine Generation, die völlig anderes war als jene der heutigen Insterburger, schuf den Helden.
Ist der Sowjetheld immer noch das Sinnbild gemeinsamen Glaubens oder Kultur der Stadtbewohner, eines, welches wiederum das Wesen des Ortes bestimmen könne?
Fühlen sich die Insterburger, vor allem die jungere Generation, sich dem geschichtlichen Helden noch verbunden? Oder habe er seine Berechtigung hierzu schon verloren?
Mein Vorschlag sucht nach neuem Gemeinschaftssinn oder einer neuen von allen getragenen Kultur, die eine gesunde Bürgerschaft entstehen lasse, dessen soziale Verbindungen zur Erneuerung der Insterburger Identität führe.
Die Grundvoraussetzungen zum Entstehenlassen einer starken Gemeinschaft und folglich einer lebendigen und nachhaltigen Stadt sind Erziehung und Arbeitsgelegenheit. Allen Kleinstädten, nicht nur in Rußland, ist die Überalterung der Bevölkerung ein Problem: die Jugend zieht in die Großstädte wegen der fehlenden Arbeitsplätze vor Ort. Infolge der fehlenden Nachfrage nach sozialen Diensten und öffentlichen Angeboten werden auch die Grundleistungen gekürzt, wodurch das Lebensniveau weiter sinke.
Für die Erneuerung Insterburgs ist ein neuer Wirtschaftsimpuls unabdingbar. Die neue Wirtschaft solle Arbeitsplätze schaffen und die Bewohner unterstützen, was sich wiederum aufs leibhafte Gemeinschaftsleben auswirke.
Vorgezeichnet wird ein Konzept zur Erweiterung örtlicher Betriebe. Insterburg wird darin zum Fachzentrum für Pferdezucht und Landwirtschaft. Ein Hyppodrom wird den Sport, Schauen und Messen anziehen. Der Vorschlag baut sich auf bestehenden Qualitäten vor Ort auf und sieht die Fortentwicklung dieser vor.
Dre Plan zeige die Insterburg der Zukunft, außerhalb des bestehenden Weichbildes gewachsen. Innerhalb eines vorbestimmten Baufeldes werden verschiedene Funktionsbereiche arrangiert. Den Kern bildet eine Rennbahn, im Norden und Nordosten bilden die Wohnblöcke, im Osten die Mischbereiche und im Süden die Treibhäuser den Umriß der neuen Stadterweiterung.
Bestehende Nachbarschaften werden erneuert durch Nachverdichtung und Einbringung wirtschaftlicher, öffentlicher und kultureller Nutzungen. Diese Nachbarschaften, mit dem Stadtkern verbunden, werden zu Ausgangspunkten des Erneuerungsprozesses. In den der Industrie zugewiesenen Bereichen werden die Pferdezucht und Landwirtschaftsindustrie betrieben. Die Rennbahn werde an diese angebunden und dient als ein Aziehungspunkt lokal wie regional. Bestehende Anlagen werden erneuert. Neue Wohnbereiche entstehen am Rande des Baubereiche, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Anziehungspunkten in den bestehenden Grünanlagen wie den Sportplätzen, Radwegen, Gärten und Nutzgärten. Diese dienen der privaten Nutzung und Erholung.
Im Jahre 2025 werde Insterburg eine propserierende Stadt in der Königsberger Provinz sein, bekannt für seine Pferdezucht und die anerkannten Veranstaltungen am Hyppodrom. Dann wird vielleicht an der Zeit sein, sich Gedanken zum Stadtnamen zu machen.
- Nachverdichtung und Erneuerung des Bestandes
- Pferdezucht. Bau eines Hyppodroms als eines Kernobjektes
- Landwirtschaftliche Verarbeitung. Sanierung bestehender Betriebe. Wohnneubau
- Erweiterung der Industrie- und Wohnbezirke
- Erweiterung der Wohnbezirke. Erweiterung der Nutzgarten- und Erholungsanlagen. Entwicklung der Betriebe
- Neuer Hauptplatz der öffentlichen Nutzung, mit Kommerz- und Dienstleistiungsnutzungen
- Park und Erholungsanlagen
- Mischbebauung mit kleinen Betrieben
- Nutzgärten
- Kleinbetriebe
- Landwirtschaftliche Bearbeitung
- Zuchtwirtschaft, Hyppodrom
- Stadium
- Freilicht-Bühne
- Sportplätze
- Baumschule
- Freibad, Bootskanal
- Pferdezucht, Ställe, Rennvorbereitung
- Bestands-Nachverdichtung
Kommentieren