impulsLANDSCHAFT
Bakkalaurus-Arbeit von Jan-Philipp Wassermann im LAREG-Seminar 2011, vorgestellt auf der Abschlußkonferenz der Burg Insterburg: Erschließen und Nutzen vergessener Landschaften
Übersicht Kaliningrad: 30% der Fläche von Wald bedeckt
Drei Landschaftsräume um Insterburg
Der Landschaftsraum um Tschernjachowsk läßt sich großräumlich in drei verschiedene Charaktertypen aufgliedern. Das sind erstens die „dichten Wälder und die offenen Wiesen“, zweitens die Flußauen, die das Land wie ein Band durchziehen und drittens die daran angrenzende Hangkante, von welcher spezielle Ausblicke in die Landschaft ermöglicht werden.
Die Stadt selbst wurde am Schnittpunkt dieser drei Landschaftsräume gegründet. Heute besteht aber nur noch ein Bezug zu zwei der drei Landschaftsgebiete. Dies sind die Hangkante und die Flußauen. Das Potential der „offenen Wiesen und der dichten Wälder“ ist dabei in Vergessenheit geraten.
So zogen sich früher viele Dörfer von der Stadt entlang der Waldränder hin zum Bärenwinkel. Vergleichbar mit einer Wurzel, erlangte die Stadt durch diesen Landschaftsraum ihre Blüte.
Beim Bärenwinkel und den daran angrenzenden Wäldern handelt es sich also im Blick auf die Stadt Tschernjachowsk um einen potentialreichen Landschaftsraum, der an die heutigen Maßstäbe angepaßt, reaktiviert werden soll.
Impuls
Um den Bärenwinkel zu reaktivieren, sollen die historischen Strukturen aufgegriffen werden. Dies sind zunächst die ehemaligen Siedlungen entlang der Waldränder, die zu Forsthöfen ausgebaut werden. Von ihnen wird ein vierfacher Nutzungsimpuls in die Landschaft übertragen. Dies geschieht über die Wertholzproduktion, durch die Obstproduktion, mit der Fleisch- und Milchproduktion sowie durch die Energieproduktion. Alle vier Impulse verbinden die historischen Nutzungsformen mit neuen, ökologisch sinnvollen Maßnahmen. Die erzeugten Produkte können dann auf verschiedene Weisen weiterverarbeitet und vermarktet werden. Die Produktion und die Weiterverarbeitung sollen dabei im Sinne der Nachhaltigkeit ablaufen
Nicht genutzte Potentiale
Impulsgeber
Vier Impulse:
Wertholz — Obst — Fleisch und Milch — Energie
Weiterverarbeitung / Veredelung
Genossenschaft
lokaler/russischer/europäischer Absatzmarkt
Gesamtimpuls
Aus dem Bärenwinkel der Stadt strahlt der Süden Tschernjachowsks nach Empfang der Nutzungsimpulse wieder einen „Wert“ aus. Er kann als ein Gesamtimpuls gesehen werden. Dieser soll durch den Wiederaufbau des Dreboliener Waldhauses am Rand des ehemaligen Insterburger Stadtwalds und einem Spazierweg, der die Stadt mit dem Landschaftsraum verknüpft, verstärkt werden.
Entwurf
Konrad Ott fordert im Zuge der Nachhaltigkeit:
„Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen.“
Für den ersten Impuls, die Wertholzproduktion, muß also für ausreichend Nachwuchs gesorgt werden. Dabei wird die in der Analyse festgestellte Sukzession entlang der Waldränder und auf den ehemaligen Siedlungen genutzt. Durch die Ausdehnung des Waldes verschiebt sich gleichzeitig die langgezogene Waldgrenze des ehemaligen Insterburger Stadtwalds, verliert aber nicht an Qualität.
Insterburger Stadtwald 1936
Sukzession heute; Potentielle natürliche Vegetation / Erlenbruchwälder
Gelenkte Sukzession; Leitbaum / Alnus glutinosa
Gegenüber von den Hauptwäldern sollen 20 Hektar große Teilwälder entstehen, wobei sich deren Größe an den historischen Waldbewirtschaftungsparzellen orientiert.
Den entstandenen Parzellen und den geschützten Nischen entlang des Waldrandes wird im Zuge der Impulse eine Nutzung zugewiesen.
Impuls: Wertholz
Impuls: Obst
Impuls: Fleisch und Milch
Impuls: Energie
Masterplan
Perspektive: produktiver Waldrand
Im Zuge der Reaktivierung der alten Höfe werden auch das historische Wegenetz sowie die Waldbewirtschaftungsparzellen wieder hergestellt und erweitert. Im Bereich des Waldrandes soll ein dichtes Netz aus Feldwegen die Wiesen für die Beweidung erschließen. Es orientiert sich an den bereits vorhandenen und vergangenen Strukturen. Das Wegesystem wird durch einen Spazierweg erweitert, der am Waldrand entlang führt und die Stadt Tschernjachowsk mit den Qualitäten des Landschaftsraumes der „dichten Wälder und der offenen Wiesen“ verknüpft.
Erschließungskonzept: schwarz/Bewirtschaftung; weiß/Erschließung der Forsthöfe; magenta: Fußweg
Qualitäten Fußweg:
Beziehung Hauptwald/Teilwald
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