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TORFLANDschaft

Von: 12inster_admin34534

Bakkalaurus-Arbeit von Johann-Christian Hannemann im LAREG-Seminar 2011, vorgestellt auf der Abschlußkonferenz der Burg Insterburg: Konzepte für die Neunutzung und Gestaltung von Mooren.

Inwertsetzung der Landschaft

Landschaftsräumliche Eingrenzung Entwurfsgebiet

Eine hohe Dichte an kleineren Moor- und großflächigen Naßstandorten durchzieht die leicht hügelige Landschaft der Umgebung der Stadt Tschernjachowsk. Sie ist ein Mittelpunkt für Torfabbau und –umsatz: viele kleinere Abbaugebiete in der näheren Umgebung wie auch der Neubau eines torfbetriebenen Heizkraftwerkes eröffnen ein weites Möglichkeitsspektrum für einen entwerferischen Umgang mit nachhaltigen Nutzungen von Moor- und Feuchtstandorten.
Das Entwurfsgebiet in der Umgebung von Tschernjachowsk orientiert sich an den topographischen Gegebenheiten. Die Flüsse Instrutsch, Pissa und Angrapa gliedern den Raum auf natürliche Weise.
Die Siedlungen und Gehöfte orientieren sich ebenso an dieser Gliederung durch die Talräume, wie auch die Hauptverkehrsachsen, welche die Funktionen Transport und Erschließung in der Landschaft übernehmen.
Zur Abgrenzung der räumlichen Gliederung wurden in der Landschaft raumgliedernde Elemente wie Hangkanten, Wälder, Baumreihen und Alleen, sowie siedlungsbedingte Barrieren wie größere Straßen oder Schienenwege herausgearbeitet

Schema Entwurfsraum (blau: Flüsse, rot: Straßen)

Problemformulierung

Einerseits liegen in dem Gebiet in und um Tschernjachowsk große landwirtschaftliche Flächen brach, andererseits werden ökosystemisch wertvolle Moor- und Naßstandorte intensiv genutzt.
Der Torfabbau in erheblichen Umfang wie er in der Oblast Kaliningrad betrieben wird, ist als nicht nachhaltige Wirtschaftsform anzusehen. Dies liegt daran, daß ein Wiederherstellen des Ökosystems Moor nur im gewissen Umfang und nur extrem langsam gelingen kann. Zudem wird beim Abbau und dem damit verbundenen Trockenvorgang in Großteil des über Jahrhunderte gespeicherten CO2 freigesetzt.
Die landschaftlichen Auswirkungen in den Torfabbaugebieten sind vergleichbar mit anderen Tagebaugebieten. Konzepte auf landschaftsgestalterischer Basis für deren Nachnutzung durch nachhaltige landwirtschaftliche Kultivierung, Umweltschutz, Freizeitnutzung und nachhaltigen Tourismus gibt es bislang wenige.
Die frühzeitige gestalterische Organisation einer geregelten Nachnutzung bestehender Torfabbaugebiete, sowie das Aufzeigen anderer wirtschaftlicher Nutzungsformen auf Naßstandorten werden daher herade auch in der Oblast Kaliningrad als dringlich erachtet.
Vielfältige soziele Mißstände verlangen zudem nach einer sozial nachhaltigen Bewirtschaftungsform, die Perspektiven schafft und die Grundbedürfnisse der Bevölkerung erfüllt.

Konzept Moorgenossenschaft

Moorgenossenschaft

Die Moorgenossenschaft vereinigt in ihrem Netzwerk die Nachhaltigkeitsforderungen ökonomischer, sozialer und ökologischer Art gleichermaßen, indem sie (Aus-)Bildung, Arbeitsplätze und die Bereitsstellung lebensnotwendiger Strukturen in allen drei Bereichen ermöglicht. Durch die Bündelung der begrenzten finanziellen Möglichkeiten von Privatpersonen und Kleinunternehmern kann sie die Existenz ihrer Mitarbeiter sichern und diesen zugleich Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Indem die Moorgenossenschaft mit ihren Produkten verschiedenste Bereiche abdeckt wird eine schnelle Eingliederung in die Wirtschaftskreisläufe der Stadt Tschernjachowsk ermöglicht.
Durch die Kultivierung mit Paludkultur und extensiver Beweidung und das Management der entstehenden Renaturierungs- und Erholungsgebiete übernimmt die Genossenschaft auch die Verantwortung für die Pflege des Landschaftsbildes.

Entwicklungszentren Moorgenossenschaft

Verortung der Produktionskreisläufe im Projektgebiet

Das „Moorzentrum“ am Angermoor nimmt als Kernzentrum der landwirtschaftlichen Produktion der Moorgenossenschaft, welches zudem Wohnraum für die Arbeiter und Anlaufpunkt für Freizeitaktivitäten und Forschung darstellt, eine Sonderfunktion ein. Parallel dazu liegt ein zweiter Entwicklungsraum im Pregolja-Tal bei Maevka (Georgenburg).
Lagerstandorte und Weiterverarbeitungsstätten werden an vorhandene bauliche Struktur angegliedert oder bestehende Fundamente durch Neubauten wieder mit Wert und Nutzen belegt.
Das Stadtzentrum nimmt, wie in der Strategie aufgeführt, die Funktion der Weitervermarktung und des Absatzmarktes ein. Die (unbebauten)Industrieflächen nahe des ehemaligen Hafens von Tschernjachowsk bieten Platz für die Ansiedelung von neuer potentieller Industrie – Baulücken schaffen Raum für die Niederlassung neuer Handwerksbetriebe.
Eine zentrale Rolle in den jeweiligen Kreisläufen nehmen das Holz- und Biogaskraftwerk am Hafengelände von Tschernjachowsk, sowie die zwei kleineren, dezentralen Holzgasanlagen in Kraspololyanskoe und Zeleny Bor. Diese sollen einen Teil der Energieversorgung ersetzen, der durch den Konzept vorgesehenen langfristigen Abbaustop der Torfkörper in der Region entfallen wird. Die beim Verheizen anfallende Holzkohle kann durch Ansetzen mit organischen Abfällen und Fäkalien zur Herstellung des reichhaltigen Kultursubstrates Schwarzerde weiterverwendet werden.

Produktionskreislauf Röhrichte und Riede

Röhricht- und Riedeanbau

Die Nutzung der Ausgangsstoffe erfolgt velfältig – Reet wird zum Teil in seiner Grundform zur Dachdeckung oder Herstellung von Möbeln belassen, zum Teil in einer Außenstelle des Moorzentrums in Zeleny Bor zu drahtgebundenen Reet-Dämmplatten weiterverabeitet. Durch Biomassennutzung tragen sie zur Energieversorgung bei.

Produktionskreislauf Erlenwertholzanbau und Holzanbau

Erlenwertholzanbau und Holzanbau

Erlenwertholzanbau und Holzanbau: in einem Erlenforst auf wiedervernäßten kanalnahen Freiflächen wächst die wirtschaftliche Zukunft der örtlichen Möbelindustrie heran.
Die sukzessive Ausweitung des Randwaldes am Angermoor durch landwirtschaftliche Nutzungsaufgabe sowie Alleepflege und Neuanpflanzung bildet Kapital für eine zukünftige Bauindustrie.

Produktionskreislauf extensive Beweidung

Extensive Beweidung

Das Hauptaugenmerk liegt auf der Produktion von Nahrungsmitteln, welche über den regionalen Markt vertrieben werden. Der Schlachthof der Stadt Tschernjachowsk wird in den Produktionskreislauf integriert.
Zwei dezentrale Käsereien eröffnen die Möglichkeit einer weidenahen Weiterverarbeitung und des Direktvertriebs.

Ästhetische Wirksamkeit von nachhaltigen Nutzungsformen auf Torfstandorten:

Röhrichte und Riede

Die unterschiedlichen Vegetationshöhen führen aufgrund der zyklischen Ausprägung von Wachstum und Ernte zu einer sich ganzjährig wandelnden Kammerung der Kulturlandschaft mit wechselnden Sichtbeziehungen. Eine feste Grundstruktur wird durch die durch Grabenstau mit Wasser gefüllten Entwässerungsgräben erreicht: sie werden durch ausbreitende Sukzession von den Wirtschaftsflächen aus mit Röhrichten uind Großseggen besiedelt. Sichtbar wird diese Struktur jedoch erst bei der jährlichen Mahd der Nutzflächen.

Erle

Die Wälder der Umgebung von Tschernjachowsk weisen auch alle Merkmale (ehemaliger) Forste mit orthogonaler Wegestruktur auf. Entlang der Flüsse Pissa und Angrapa zieht sich dichtes Waldvorkommen enmtlang der Uferkanten bis ins Tal des Pregolja, dort endet es abrupt. Ein Forst könnte diese naturräumliche Folge auch in das Tal des Pregolja ausdehnen. Die Kultivierung der Fläche bleibt durch das Pflanzraster ersichtlich.

Arznei- und Aroma-Pflanzen

Streifenförmiger Anbau in Massenaussaat entlang von Wegevberbindungen kann eine Fein-Strukturierung der Landschaft herausbilden, welche die Wegeverbindungen temporär aus der Umgebung heraushebt.

Extensive Beweidung

Die Beweidung dient der Offenhaltung ehemalig bewirtschafteter Landschaften gegenüber einer sukzessiven Verbuschung und Bewaldung. Partielle Bodenverdichtungen durch Tiere fördern arten- und blütenreiche Staudenfluren.
Wie auch bei der Röhricht- und Riednutzung wird auf den extensiven Weiden die Struktur der Entwässerungswege durch Grabenanstau erhalten.

Entwurf für die Umgebung von Tschernjachowsk


Strukturenwachstum Röhrichte und Riede

Extensive Beweidung durch Heckrinder

Phragmitesanbau im Pregoljatal (Sommer)

Phragmitesernte im Pregoljatal (Herbst)


Entwurf für das Pregolja- und Instrutschtal bei Maevka


Erlenwertholzanbau (rechts) und Holzverarbeitung am Kanal von Tschernjachowsk

Strukturen Entwurf Moorzentrum im Angermoor

Moornutzung 1938 bzw. 1942
Angermoor heute


Offenhaltung durch Beweidung

Talraum der Instrutsch und des Pregolja

Das zweite Entwicklungszentrum ist zwischen dem Nordende von Tschernjachowsk und Maevka (Georgenburg) im Tal des Pregolja verortet. Grund hierfür ist die Nähe zu den weiterverarbeitenden Gewerben, die im Norden von Tschernjachowsk angesiedelt sind und die tragfähige Bausubstanz für landwirtschaftliche Betriebe in Maevka.
Der ehemalige Hafen am Kanal bietet Raum für die Installation des Heizkraftwerks, der Holzweiterverarbeitung usw.
Die bisher nicht genutzten Auen und Niedermoore der Instrutsch- und Pregoljaniederung werden durch Schilfanbau und extensive Beweidung mit Heckrindern und Schafen reaktiviert. So soll der offene weite Charakter der Niederung mit ihren mäandrierenden Flüssen gewährt werden. Grabenanstau bildet einerseits eine konstante Struktur durch die sich ansiedelnden Röhrichte und Riede, andererseite werden durch die Wasserspeicherfunktion Hochwasser abgeschwächt.
Einen wichtigen Part nimmt hierzu auch der Erlenforst ein. Dieser wird durch ein Abgraben des Norddammes des Kanals vernäßt. Die Dammfunktion an der Pregolja bleibt bestehen. Stichkanäle ermöglichen eine Pflege und Ernte über den Wasserweg.
Über die Jahre entsteht ein sekundärer Auwald, der für wasserliebende Fauna und Flora Lebensraum schafft.
Zudem wird in Stadtnähe Raum für Freizeitnutzungen wie Angeln und Bootfahren geschaffen – der brachgefallene Kanal erfährt neue Belebung.
In direkter Nähe des Schlosses wird eine Ausstellungsfläche für die neue Bauweise von Tschernjachowsk auf einer Baulücke errichtet. Die lokal produzierten Möbel werden im benachbarten Möbelhaus vertrieben.
Die Allee am Nordrand des Talraumes ermöglicht ein reizvolles Erfahren des Umlandes von Tschernjachowsk. Geringes Verkehrsaufkommen macht sie für die Freizeitnutzung mit Rad oder Auto attraktiv.

Strukturwachstum Erlenforst

Erlenforst ca. 30 bis 40 Jahre nach der Anlegung

Torfabbau Angermoor

Angermoor

Das Angermoor liegt ca. 15 km östlich deer Stadt Tschernjachowsk auf halbem Weg zur Stadt Gussew.
Im Umkreis des Moores war eine Vielzahl von Moorhöfen angesiedelt, von denen aus im Randbereich der Hochmoorweide Torfstich betrieben wurde. Heute wird durch die Firma „OOO Krasnaja Gorka“ auf der ehemaligen Hochmoorweide Torf für gärtnerische Zwecke abgrfräst.
Entlang der Verkehrswege Zeneniy Bor und Lermontovo startet die Moorgenossenschaft ihre Produktion (Riedgrasanbau und extensive Beweidung), um durch kultiviertes Land eine Brücke zwischen den Orten an der Pissa und Angrapa zu schlagen. Eine ausweitende Kultivierung der angrenzenden Flächen durch ausgeführte Kulturformenreaktiviert nach und nach die Landschaft des Hügellandes zwischen beiden Flüssen. Zudem wird ein Waldentwicklungsgebiet zur langfristigen Gewinnung von Bauholz vorgeschlagen.
Der Entwurf für das Gebiet sieht nun vor, das Angermoor sowie große Teile der landwirtschaftlichen Umgebung zu vernässen. Im Inneren des Hochmoores ist vorgesehen, bereits vor der vollständigen Exploitation des rentabel abbaubaren Torfkörpers durch Abfräsen auf geschlossene Stichsysteme im Klumpentorfverfahren umzustellen.
So können dauerhafte Überflutungsbereiche zur Wiederansiedelung durch Hochmoorarten geschaffen werden.
Durch verschieden tiefe Ausbaggerung soll ein Gradient zwischen rascher Neubesiedelung durch Hochmoorarten der Flora und Fauna auf Flachwasserstandorten und offenen Wasserflächen auf tieferen Standorten entstehen. So wird eine höhere Diversität gesucht und vielfältigerte Möglichkeiten für die Freizeoitnutzung geschaffen.
Die auf den Dämmen verlaufenden Wege bilden die Grundstruktur für zukünftige Bewirtschaftung, Pflege und Freizeitnutzung. Unterschiedliche Dimensionierungen (Wirtschaftsweg – Pfad) nehmen bestimmte Zonen des Renaturierungsgebietes mehr von der Erschließung aus als andere. Nur regelmäßig genutzte Pfade bleiben erhalten, bei Nichtbenutzung verwachsen die Pfade (gestrichelte Linie).
Entlang der Pissa bietet die Flußlandschaft eine Vielzahl an Qualitäten für Radtouren aus Tschernjachowsk, Kanu- oder Floßfahrten auf Pissa und Angrapa zeigen die Eigenheiten auf. Anlegestellen südlich und nördlich des Angermoores ermöglichen eine interessante Rundtour von Tschernjachowsk mit Boot und Rad oder zu Fuß über das Angermoor wieder zurück in die Stadt.
Das Moorzentrum der Genossenschaft kann für diese Nutzung für Unterkunft und Kost sorgen und zusätzlich als Vermittler von Informationen zu Mooren, Renaturierungen und der nachhaltigen Nutzung von Moorstandorten agieren.

Nutzungsmöglichkeiten Duftendes Mariengras

Strukturenwachstum Moorrenaturierung

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