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Lehrwerkstätten

Von: 12inster_admin34534

“insterJAHR” steht für alte, vielleicht schon abgegriffene, doch unveränderlich wahre Wahrheit: geistiges und materielles Erbe vergangener Generationen ist mehr als bloßes Museumskram, Arbeiten an ihm — mehr als Realitätsverweigerung. Unendliche Schätze liegen hier verborgen und könnenja sollen! —  zur Verbesserung des jetzigen Lebens, zur Quelle neuer Ideen, zum Einsatzort freißiger Hände werden.

Viele Häuser Insterburgs, von bester Bauart, stehen heute verlassen und verfallen, einzig deswegen, weil die örtlichen Handwerker außerstande sind, etwas anders zu reparieren, als was sie selbst erstellt. Andrer Hände Werk schädigen sie eher, als sie ihm helfen; bleibt aber ein Fremdbau ein Rätsel, wird seine Sanierung zum schwarzes Loch, durch den die Geldmittel unkontrolliert in fremde Hände entfließen — kein Wunder, daß man solche Maßnahmen scheue!.. doch warum die Aufgabe nicht in die eigene Hand nehmen? Arbeit am baulichen Erbe ist schwer, doch zu schaffen, auch und gerade dann, wenn man sorgsam mit der vorhandenen Substanz umgehe.

Handwerker, denen Kulturgeschichte kein Fremdwort mehr sei undaltpreußische Bauweisen vertraut wird nicht nur imstande sein, das eigene Haus auszubessern: dem Architekten helfe er, neue (p)reußische Architektur zu erschaffen, eine tatsächlich ortsverbundene Bauweise des Landes und seiner Bewohner; dem Bauherrn biete er “preußische Wertarbeit” aus russischer Hand an. Unwahrscheinlich wie es auch klingen mag, ist diese Kombination alles andere als ein Hirngespinst: der Wiederaufbau 1915—1922 ist zum guten Teil durch russische (kriegsgefangene) Handwerker erwirkt worden.

Heimatkundliche Sammlungen erklären dem interessierten Handwerker-Lehrling die Zusammenhänge dieser oder jener Bauepoche, Ausstellungen und Vorträge des Fachkolloquiums zeigen ihm die Fülle moderner Lösungen in seinem Felde, Fachakademien und -Schulen den In- und Auslandes leihen ihm die Hand, auf daß zusammen mit den jungen Architekten des SESAM-Treffens der Grundstein für kommende Lehrwerkstätten für Reparatur und Wiederaufbau zu Tschernjachowsk gelegt werde.

Der Aufbau wird sicherlich einige Jahre in Anspruch nehmen, doch wer weiß,vielleicht wird dies einmal der landesweit bekannte Markenzeichen der Stadt?..

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