6 Rundschuppen der Ostbahn; №5, Insterburg
Bei der Erstanlage der Ostbahn (bis Königsberg in 1853, bis Insterburg am 4. Juni 1860) gab es keinen Depot am Bahnhof, wie es überhaupt noch keine Dauerbauten gab. Die ersten Züge hielten vor einem Interim-Fachwerk; zum ersten Male begegnen wir dem Depot auf dem Stadtplan von 1889.
Die Entlastungsstrecke der Ostbahn, über Allenstein vorbei am Bahnknoten Königsberg (1871) war gewiß keine erste Erweiterung der Insterburger Anlagen — ihr ging die Tilsiter Strecke voraus (1865) — noch war es die letzte: ab 1879 rollten die Züge nach Goldap; zusammen ergaben sie den nicht zu übersehenden Bedarf an Betriebswerken vom Rang. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß bereits der Stadtplan von 1905 neben dem Rundschuppen bereits ein Fächerdepot zeige.
Die Aufgabe des Rundschuppenbaues mit den Drehscheiben in Gebäudemitte war lokomotivbedingt: die 15 Maschinen, die unter der 16-Säulen-Kuppel Platz fanden, dürften nicht länger sein als 11,50m Endachse zur Endachse, und derer gab es nicht gerade viele auf den Hauptbahnlinien. Ein ähnliches Depot in Berlin-Rummelburg bediente seit etwa der Jahrhundertwende und bis in die 1990er ausschließlich die Kleinmaschinen — zu Insterburg wurde in den selben 1990ern die Bahnnutzung des Rundschuppens ganz aufgegeben.
Es ist nicht bekannt, ob in der heutigen Scheleznodoroschnaja Str. №15 die Drehscheibe noch vorhanden oder etwa ausgebaut und verschrottet.
Die durchgehenden Verstrebungsdrähte der Schwedlerkuppel zu Insterburg, mit Spannmuttern an den Enden und nicht an den Spannringen in den Kreuzungspunkten der Diagonalen, und die zusammengesetzten Profile ihrer Spanten bestimmen die Bauzeit als eine vor 1875. Dieselbe Sprache sprechen die Fischbauchträger des Außenrings und die profilierten Sockeln der Gußsäulen. Die Spannweite der Gesamthalle gehnt über 25m hinaus, und dies läßt die Entwurfsphase auf nach 1870 verschieben, mit der nachfolgenden Bauphase in den Jahren 1871-1873.
In den Folgejahren wurden drei der Lokomotivställe abgesondert ummauert zu den zweigeschossigen “internen Häusern”. Die Dächer wurden die vielen Abluftrohre los, die einst die Position eines jeden Lokstalls markierten, dies ging wohl mit der Neueindeckung der leichten Pappdaches einher.
Eine weitere Abweichung vom Idealentwurf stellt die Freistellung des Nebengebäudes (№13) dar, mit dem Wassertank im obersten Geschoß und den Diensträumen darunter. Von hier bis zum Bahnhofsplatze reiht sich ein Diensthaus ans andere (№№1—9), eineinhalb Geschosse hoch, im Äußeren den Dienstflügel des Rundschuppens angepaßt.
Der Umbauten und Verluste unbeachtet stellt der Schuppen einen rußlandweit einzigartigen Geschichtsdenkmal dar, konstruktiv wie typologisch.
Nach dem Stehgreif des Vorjahres werden im “insterJAHR”-2011 erstmals die Messungen am Schuppenbau durchgeführt.
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