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Denkmalpflege am Siedlungsbau der 20er Jahre

Von: 12inster_admin34534

Tafeln und Stichpunkte des Vortrages von Winfried Brenne, gehalten am ersten Tag des Kolloquiums.



Winfried Brenne Architekten — Generalplaner



Zum Aufgabenspektrum des Büros gehören Entwürfe jeglicher Größe, von ganzen Wohnsiedlungen wie die Heinrich-Böll-Siedlung in Berlin-Pankow, ein Modellprojekt für einen nachhaltig ökologischen Wohnungsbau, und einst die größte Solaranlage der Stadt,

oder ganzen Stadtteilen wie im niederländischen Dordrecht

bis zur Sanierung und Erneuerung, die eine größere Stellung im Büroportfeulle einnehmen. Ein Gutteil von denen habe mit den Bauten des frühen 20. Jahrhunderts zu tun.


So haben wir bei der Sanierung der Thalia-Grundschule in Alt-Stralau die gesamte Schulanlage erneuert, dem Turnsaal seine alte Gestalt zurückgegeben und neue Klassenpavillons errichtet.


Eine weitere typische Sanierungsmaßnahme war die Plattenbausiedlung “Am Schleipfuhl” in Berlin-Hellersdorf.


Zu den bekanntestem Beispielen der Erneuerung und Freilegung alter Bauten gehöre die ehemalige Bundesschule des ADGB in Breslau bei Berlin, ein 1928—1930er Bau des auch in der UdSSR bekannten Hannes Meier. Ursprünglich sah die Anlage so aus:

, doch zu 2001 fanden wir den Speisesaal so:

. Wir haben nicht vieles hinzufügen müssen, so z.B. den Wintergarten (2007)

, beschränkten uns ansonsten auf die Freilegung. Aus dem 2001 vorgefundenen Speisesaal

wurde 2007 wieder

. Hier ein Beispiel der Freilegung des Schulgebäudes (Aufnahmen von 2001 und 2007, am letzteren links ein Schülerwohnhaus)

, das zeige, welche räumliche Qualitäten in einem so schlichtem Bau verborgen lagen, und wie leicht es war, die be einem Umbau zu verlieren.


Eine Aufgabe der anderen Art: der Umbau des ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais in Berlin, nunmehr ein Haus der Parlamentarischen Gesellschaft. Hier haben wir den Innenhof überdacht und verglast.


Gutshof Marienfelde haben wir von den störenden Einbauten gesäubert.

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Beim Umbau des Berliner Zeughauses, des nach der Entstehungszeit letzten Barockbauwerk der Stadt, müßten wir die Denkmalbelange mit denen des modernen Deutschen Historischen Museums unter einen Hut bringen.

Um die störenden Luftleitungen zu vermeiden, die man gemeinhin mit abgehängten Decken kaschinere, haben wir dezentrale Klimaanlagen entworfen, die in den Fensterbrüstungen aufgestellt wurden.


Unser letzter Bau, das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld, habe bereits viele Beziehungen nach Insterburg aufzuweisen, denn die Städte sind ja mit einander verwandt.



Geschichte des Siedlungsbaus



Man rufe sich in Erinnerung, wie die Ausgangslage war, bevor in den 1920ern der Siedlungsbau anlief. Auf dem Luftbild sieht man die Mietskasernen in Berlin-Tempelhof, im Süden der Stadt.

Hier dagegen ein Block in Berlin-Mitte (Norden ca. links)

Die Stadt war regelrecht übervölkert, die Berliner hausten in Kellern und unter Dächern. Hier eine Kellerwohnung aus der Mietskaserne in der Sorauer Straße 27, um 1908:

Kein Wunder, daß die Weimarer Republik ein nie da gewesenes Bautempo an den Tag legte, wie die Zahlen belegen. Selbst in den besten Westberliner Jahren gab es nie soviele Wohnungen auf ein Mal!

Drei Siedlungstypen kommen in Siemensstadt zusammen: alte Berliner Mietskasernen (2. Hälfte 19. Jhd.; Braun), früher Reformwohnungsbau (vor dem 1. Weltkrieg; Grün), Siedlungsbau der Berliner Moderne (1920er Jahre, Gelb)

Nehmen wir den Reformwohnungsbau vor dem 1. Weltkrieg vor:

Wohnbebauung Nonnendammallee,  Berlin-Spandau
Eigentümer / Bauherr: Charlottenburger Baugenossenschaft
Architekt: Josef Feldhuber
Bauzeit: 1912/1913
Wohnform: Geschoßwohnungsbau / 239 Wohneinheiten

Vergleichen wir nun die typische Straße der Gründerzeit:

mit den Reformbauten von Josef Feldhubers:

, auf die die Großsiedlung Siemensstadt folgte



Die verlorengegangene Moderne



So sahen die Fassaden des Meisterhauses zu Dessau noch im Jahre 1998 aus:

, so — die Musterbauten einer Wohnsiedlung:

, einer weiteren Siedlung

usw.



Denkmalpflege am Siedlungsbau der 20er Jahre



Hufeisensiedlung Berlin-Britz, 1925-1930

mitbeteiligte Architekten: Bruno Taut, Martin Wagner (Bauabschnitt I und II), Leberecht Migge (Gartenarchitekt)
Bauherr:Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft (GEHAG). Eigentümer: GEHAG
Wohnform: 1963 Wohneinheiten, davon 1556 Geschoßwohnungen (79 %) und 407 Einfamilienhäuser (21 %)
Bauabschnitte:

  1. 1925/1926
  2. 1926/1927
  3. 1927/1928
  4. 1928/1929
  5. 1929/1930

Arbeits- und Entscheidungsgrundlage für den denkmalpflegerischen Umgang ist eine Gebäudedokumentation aus den 80er Jahren, die den bauzeitlichen Zustand (Fertigstellung 1930) für alle Haustypen wiedergibt. Aufbau und Systematik zur Erfassung der Haustypen werden für die Datenbank der Informationsplattform übernommen (Quelle: Architekturwerkstatt Helge Pitz – Winfried Brenne 1984 – 1991)

Untersuchungen zum Gebäude
Methodik zur Wiederherstellung gliederte sich in folgende Teile:

  • Bestandsaufnahme (Anamnese)
  • Denkmalpflegerisches Gebäudekonzept (Analyse)
  • Gebäudeinstandsetzung (Therapie)

Die Grundlagenermittlung bedeute hierbei:

  • Archive / Bibliotheken
  • historische Zeichnungen
  • historische Fotos
  • Produktinformationen
  • Befragungen
  • Vergleiche

Auf sie folge die Bestandserfassung:

  • Fotografische
  • zeichnerische
  • Restauratorische
  • Bautechnische
  • Bestandserfassung Haustechnik
  • Gebäudebuch
  • Bauteilkatalog

woraus die

  • Zeitschichtenanalyse
  • Denkmalpflegerischer Maßnahmenplan
  • Restauratorisches Konzept
  • Entwurfskonzept
  • Ausführungsplanung
  • Baudurchführung
  • Dokumentation /  Pflegekatalog entstanden.

Die Erfassung des Gebäudebestandes beinhaltete ersteinmal dieBauelemente, wie hier beispielhaft gezeigt

  1. Einführung
  2. Grundrisse / Schnitt
  3. Ansichten / Fassaden
  4. Kellereingänge (nur Geschoßwohnungsbau)
  5. Sockelzone
  6. Hauseingänge
  7. Gartenausgänge
  8. Treppenhäuser (nur Geschoßwohnungsbau)
  9. Fenster
  10. Wintergärten (nur Einfamilienhäuser), Loggien / Balkone (nur Geschoßwohnungsbau)
  11. Dachzone
  12. Läden
  13. sonstige Bauten

Die Einführungszeichnung:

Die Grundrisse:

, der Schnitt:

Die Hausansichten / Fassaden:

Ein Hauseingange am Beispiel der Reihenhäuser; Hauseingang Typ D1 (grün hinterlegt),

, bauzeitlicher Zustand:

Weitere Vertiefung des Hauseinganges:

Die Fenster:

Die Dachzone:

Darstellung der ursprünglichen Farbigkeit der gesamten Straße (anhand eines Ur-Aquarells belegt):

und des Siedlungsganzen:

, die Fassadenabwicklung einer Hausgruppe:

und die Details eines einzelnen Hauses:

Der Maßnahmenkatalog bestand aus zwei Hauptteilen, wovon dieBauerhaltungsmassnahmen sich wiederum in die

  • Pflege
  • Reparatur
  • Wiederherstellung des ehem. Erscheinungsbildes gliederten,

und der Wohnwertverbessernden Massnahmen, der

  • Modernisierung
  • Energetischen Optimierung

Ein Beispiel kann der bereits gezeigte Hauseingang sein:

Ein Beispiel kann der bereits gezeigte Hauseingang sein: , bei dem sowohl die Pflege, als auch die Reparatur, Wiederherstellung, Modernisierung und die energetische Optimierung zur Anwendung kamen:

  • am Vordach war es die Betonsanierung (Pflege, Reparatur)
  • die Hauseingangsleuchte wurde modernisiert
  • die Fenster erhielten Isolierverglasung (energetische Optimierung)
  • die Putzerneuerung war eine Reparaturmaßnahme
  • die Eingangstür wurde neu gemacht, ihre Farbigkeit wiederhergestellt, und der Einbruchschutz (die Beschläge, die Sicherheitsverglasung) fielen ins Bereich der Modernisierung
  • die Treppe und die Klinker wurden instandgesetz (Reparaturmaßnahme)

Denkmalpflegerisch betrachtet hatten die Bauerhaltungsmassnahmen (Pflege / Reparatur / Wiederherstellung) zum Ziele:

  • den Erhalt der originalen Gebäudesubstanz
  • die Beibehaltung und die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes
  • die Material-, Form- und Werkgerechtigkeit der Erhaltungsmaßnahmen
  • die Rückführung denkmalunverträglicher Eingriffe und Überformungen
  • die Nutzung vorhandener Gebäudequalitäten

Die Massnahmen zur Verbesserung des Wohnwertes beinhalteten einheitliche Lösungen für alle Haustypen, die noch mit den Denkmalschutzbehörden typenmäßig abzustimmen waren. Als denkbare Modernisierungsmassnahmen beinhalteten sie

  • im Hauseingangsbereich:
    • die Hauseingangsbeleuchtung
    • den Einbruchschutz für Haustüren (Beschläge / Sicherheitsverglasung)
    • dieKlingelanlage
    • den Briefeinwurf / Briefkastenanlage
  • den Dachausbau (unter Wahrung des äußeren Erscheinungsbildes)
  • unter den Dachvorrichtungen:
    • das Schneefanggitter
    • die Dachlaufbohlen
    • die Entwässerung der Dachgauben
  • im Bereich des Sonnenschutzes, die Markise (gartenseitig)

Zwecks Energetischen Gebäudeoptimierung,

  • die Wärmedämmung
    • der Kellerdecke,
    • der Außenwände (Innendämmung, um die Ansichten zu wahren)
    • des Flachdachs
    • des Satteldachs (Dämmung der Dachdecke und die Untersparrendämmung)
  • die Dämmung von den Einzelbauelementen, z.B. Fenstern und Eingangstüren:
    • der Einbau von Wärmeschutzverglasung (Isolierverglasung)
    • der Einbau von Dichtungen (eingefräste Schlauchdichtungen bei Fenstern /Kerndämmung bei Haustüren)
    • bei den Einfachfenstern, der Einbau einer zusätzlichen Fensterebene
  • bei der Haustechnik
    • der Einbau einer modernen Heizungsanlage (z.B. Brennwertkessel, hydraulischer Abgleich Wärmeerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen,Wärmepumpe)


Gartenstadt Falkenberg in Berlin-Grünau, 1913-1916, wie tatsächlich verwicklicht und wie einst geplant:

. Dem Plan kam der Erste Weltkrieg in die Quere.

Zum Anfang in 1991 fanden wir die Bauten im beklagenswerten Zustand vor, kaum vorstell, daß es sich um Werke von Weltbedeutung handelte. Dabei waren die Volumen durchaus gut erhalten; erst die wiedergewonnene Farbigkeit nach 10 Jahren Arbeit holte ihre Eigenart wieder hervor. Wie stark muß dieselbe Wirkung damals in 1916 gewesen sein, im kaiserlichen Berlin!

1991:

2003:

1991:

2003: Dieses Portal ging in alle Architektenbücher ein, doch seine rein handwerkliche Ausführungsqualität war den schwarz-weiß-Bildern nicht anzusehen.

1991:

2003:

1991:

2003: Die Tongruppen wiederholen sich und formen den Straßenraum, ihn weitend und engend.

1991:

2003: Vielfach und gekonnt angewandt, steigerte die Kleinarchitektur der Rankgitter oder der Veranden die Ausdruckskraft des Ganzen.

1991:

2003: Durch nichts als reine blaue Farbe machte Bruno Taut aus einem banalen Satteldachhaus ein echtes Ende (oder Anfang) einer ganzen Gruppe von Einfamilienhäusern.

Die Farben kommen immer wieder vor, lassen aber keine Serienmonotonie entstehen.

1991: 

2003:

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2003: 


Magdeburg in den Jahren 1911—1930 war für seine Vielzahl der Reformsiedlungen bekannt: hier war Bruno Taut Stadtbaurat und hinterließ Spuren, die auch nach siener Emigration fortwirkten.

Eines der Siedlungen hieß auch Siedlung “Reform”

Ein Farbplan, zusammen mit den erhaltenen Schwarz-Weiß-Bildern der Straßen und der Interieure läßt ahnen, welcher Geist diese Räume einst beseelte.

Diesen Geist galt es zu suchen und zu finden.

war:

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war:

ist: Bei der flächigen Wandfärbung wurden die Eingangstüren zum Hauptakzent, zum Adressengeber des Hauses. Auch sie mußten anhand der Schwarz-Weiß-Bilder wiederhergestellt werden.

Eine Farbenpalette wurde zusammengestellt, auch um die künftigen Reparaturen zu ermöglichen:


Wohnanlage “Schönlanker Straße” Berlin Prenzlauer Berg, 1926—1927

Meisterhaft setzt hier Bruno Taut die Blockrandbebauung fort, und bricht sie auf, indem er den großen Innenhof an den Rand des Grundstücks schiebe.

Eine triste Hofsituation wandelt sich gänzlich, sobald Farbe in sie zurückkehre: so wird aus dem Hof eine echte Verländerung des Wohnraumes, wie von Taut auch erdacht.

war:

ist: Begeistert nahmen die Bewohner diese Veränderungen auf, davon zeugen ihre vielen Balkonpflanzungen — davor gab es sie nicht!

war:

ist:

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ist: Die Farbe machte weder vor Treppen, noch Eingangstüren Halt…

war:

ist: , selbst vor Wohnungen nicht. Einige konnten in den Urzustand zurückgeführt werden.


Waldsiedlung Onkel-Toms-Hütte Berlin-Zehlendorf, 1926—1931

mitbeteiligte Architekten:Bruno Taut, Leberecht Migge und Martha Willings-Göhre (Gartenarchitekten)
Bauherr: Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- undBau-Aktiengesellschaft (GEHAG); Eigenheimsiedler
Wohnform: insgesamt 1915 Wohneinheiten, davon 1592 von Bruno Taut verteilt auf 1106 Geschoßwohnungen und 486 Einfamilienreihenhäuser
Bauabschnitte

I/II 1926/1927
III/IV 1927/1928
V 1929/1930
VI 1930/1931
VII  1931

Bauzustand: erhalten; seit Ende der 1970er Jahre sukzessive denkmalgerechte Wiederherstellungen

Farbkarte der Straßen:

und ihre bauzeitige Umsetzung

Mit frischem Grün berüßten die Häuser die ausgehende Sonne, im warmen Rot standen sie an den Familienabenden im Licht.

Unserentags stehen sie nicht ohne Schäden da, unter Anderem auch wegen falsch angebrachter späterer Anstriche:

Tauts Farbenspektrum ist wohl durchdacht, die Töne gleidert er in passive und aktive, und richtet die einen gegen die Höfe, die anderen hingegen auf die Straßen zu.

Märkische Kiefern, beim Bau erhalten, ergeben zusammen mit der Tautschen Fassadenbemalung dieselben Töne, wie sie auch das Tautsche Aquarell der untexteesteten Landschaft zeige:


Kissingenviertel, Berlin-Pankow, Denkmalgerechte Instandsetzung 1997—1998. Auf dem Bild sieht man die Fabrtypen, mit jeweiligem Putz, und den Zustand des Originalputzes:

Im überlieferten Zustand war die Färbung vast völlig untergegangen:

Die neuen Probestreifen galten sowohl der Farbmischung, als auch dem neuerschaffenen Putz:

1997

1998

1997

1998


Wohnanlage Buschallee, Berlin-Weißensee, 1925—1930

Eigentümer: Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH (GSW) und BauBeCon
BauherrБ: Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft (GEHAG)
Architekt: Bruno Taut
Bauabschnitte

  1. 1925/26
  2. 1927/28
  3. 1928-30
  4. 1930

Wohnform: 645 Geschoßwohnungen

Die einstige grüne Promenade wurde mit der Zeit eine Ausfallstraße mit Straßenbahnverkehr: auf diese Schmutz- und Lärmbelastung reagierten die Bewohner, indem sie ihre Loggien verglasten.

Ein Problemkonplex,. der bei der Erneuerung und Wiederarstellung des ursprünglichen Antlitzes angegangen werden müßte. Filigrane Profile neuer Balkonverglasung stellten die Originaltransparenz im Ansatz wieder her, gestatteten den Nutzern auch die von Taut seinerzeit erdachte “Verländerung der Wohnräume nach Außen” — selbst bei gestiegenem Lärmpegel!

war:

ist:


Meisterhaus Muche-Schlemmer in Dessau, 1926

Für die Bauhaus-Meister wurden drei gleiche Doppelvillen erbaut:

Aus gleichen Modulen zusammengebaut, sind sie allerdings so zueinander gedreht, daß keiner der Professorenfamilien der andere aufs Teller schaue. Weite Fenster verraten, daß dahinter Malerateliers standen:

Der Zustand während der Bauhauszeit währte nicht lange, mit zugemauerten Atelier- und Treppenfenstern kam das Haus aus dem Kriege.

Zu diesen ideologisch bedingten Änderungen gesellten sich bis 1998 die wirtschaftlichen: die DDR-Heizmittel erzwangen die Stillegung der Originalheizung, etliche neue Schornsteine kamen an ihrer statt:

Fassade nach Instandsetzung.

Die Herangehensweise an das Bauwerk war dieselbe wie bei der Hufeisensiedlung: erst die Datensammlung, darauf die Feinkartierung der Putzschäden:

und die Erstellung der Bauphasenpläne (vor 1933, Grün; vor 1945, Rot; nach 1945, Gelb):

Statisch-konstruktive Untersuchungen und bauklimatische Untersuchungen wurden durchgeführt:

war:

ist: In den Interieurs (hier: Atelier Muche) gelang es, die ursprünglichen Bodenbeläge zu erhalten, auf dem sich heute noch die Spuren zwischenzeitiger Trennwände ablesen lassen.

war:

ist: Wohnzimmer Haus Schlemmer nach der Wiederherstellung:

Bunte Decken, Fenster- und Türwangen oder Balkonuntersichten sprechen deutliche Sprache wider die Mär von klinisch-weißer Moderne:


Großsiedlung Siemensstadt, oben bereits erwähnt

Auch diese Häuser kamen nicht ungeschoren durch die Kriegs- und Nachkriegszeit: die Wohnungsnot erzwang Nachverdichtung wo nur irgend möglich, und so erhiellt die Endpartie des “Panzerkreuzers” neue Fenster und ein ganzes neues Geschoß. Den neuen Einkaufsgewohnheiten zollen die Ladenzubauten Tribut.

Be der Restaurierung entschied man sich für den Erhalt auch dieser Geschichts-Schichten.

vor:

nach: Für die Wiederherstellung der Siedlung war es nicht ohne Bedeutung, daß ihr Autor selbst in den von ihm geschaffenen Häusern lebte und arbeitete: unmittelbar gegenüber dem “Panzerkreuzer”

waren die Wohnung und das Büro Hans Scharouns:

Wie es sich zeigte, waren hier die Konstruktion wohl auf der Höhe der bewegten Zeit, in der sie entstanden waren: die geschwungenen scharf umrissenen Balkone umhüllte nichst als Zweilagenputz auf Rabitzgewebe:

Nach einigen Jahrzehnten der mühevollen Arbeit wurden die halbvergessenen Siedlungen der Moderne wieder ins Bewußtsein der Stadt gebracht und kamen wieder zu ihren Ehren


Später als die anderen Kolloquiumteilnehmer angekommen, ging Winfried Brenne mit Schwung an seinen Vortrag und nahm die Zuhörer im Handumdrehen ein. Der Funken sprang, die Fragen nach dem Ende des Berichtes wollten und konnten nicht aufhören.

Doch auch diese Nachrunde müßte unterbrochen werden: der geplante Besuch der “Bunten Reihe” wartete auf die Gäste.

Manche holten ihn sogar doppelt nach.

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