Haus der Offiziere, der Stadt, der Gesellschaft und ihrer Gilde
Das insterburger Standort-Offiziershaus wechselte 2011 die Seiten: auch vorhin schon dem Zivilvolk zugänglich, wurde es nun wieder städtisch. Es war es einmal schon, 1903 kaufte die Stadt es die Stadt der Betreivergesellschaft ab, und in den 1930ern hieß es einige Zeit gar “Stadthalle” — doch als “Gesellschaftshaus” blieb es den meisten in Erinnerung. Die bürgerliche Gesellschaft Insterburgs war sein Ursprung und treibende Kraft, und auch der Grund für so manchen Umbau oder Neubeginn. Mit dem nahen Stadtpark im Schützentale ist das Haus innigst verbunden. So ist es kein Wunder, daß es 2012 zum Einsatzort der Praktikumsstudenten aus Kasan ward (Fachrichtung Restaurierung).
Lageplan 1, Gesellschaftshaus 2, Brunnen 3, Neuer Markt mit Parkplatz 4, Markthalle mit Läden 5, Markt mit Buden 6, Häuser (teilweise mit Läden) 7, Baustelle |
Die Lage wird beim Hause wohl von mit den beiden Vorgängern aus der Zeit der Schützengilde übereinstimmen, der ersten Bürgervereingung, die hier baute. Derer gab es zwei, einen temporären aus 1843 und einen festen aus 1862; vielleicht wurden ihre Keller oder Wandreste nach dem verheerenden Brand von 1880 in den nunmaligen Neubau integriert. Darauf deutet die Voigt`sche Entwurfszeichnung hin, auf der zwei Flügeln von unterschiedlicher Gebäudetiefe aber einheitlichem Dekor zu sehen sind, eines für Speisesäle und eines für den Theatersaal. Heute erkennen wir sie wieder, müssen uns aber damit begnügen, keine Details zu haben — zumindest so lange, bis der Befund von den Mauern nicht vorliegt. Womöglich harren da noch die bunten Farben eines de Vrys (Restaurant-Terrasse, 1881) und die Fresken eines Bischoff (Oberlichtsaal, 1936) ihrer Wiederentdeckung?.. Doch auch heute schon lohne es sich, sich dem Gemäuer forscherisch zu nähern.
Der allgemeine Erhaltungsgrad ist als hoch einzuschätzen, auch wenn so manches Fenster zu sei (grün, lila und gelb markiert), die Farbe die Wand hinunterriesele (orange), die Dächer leckig sind und größenteils aus Wellasbest oder die Dränung überholungsbedürftig (grau).
Nördliche Fassade mit verglaster Terrasse
Südliche Seitenfassade mit den Bögen
Erdgeschoß:
1 — Windfang, 2— Vestubül, 3 — Kleiderablage, 4 — WC, 5 — Wandelhalle mit Oberlicht, 6 — Gang, 7 — Tanzsaal, 8 — Dienstraum, 9 — Treppe, 10 — Zuschauersaal, 11 — Bühne, 12 — Saal, 13 — Diskosaal, 14 — Veranda, 15 —Künstlergarderobe, 16 — Gang
Obergeschoß:
8 — Dienstraum, 9 — Treppe, 10 — Zuschauersaal, 11 — Bühne, 16 — Gang, 17 — Zuschauerbalkon, 18 —Kunstwerkstatt, 19 — Bibliothek, 20 — Amtszimmer, 21 — Vorraum, 22 — Boden
Innenaufnahmen:
Die meiste Sorge bekommt man beim Anblick des Dachbodens: wie lange halten noch die schwarzen Kunststoffbahnen die Unwetter ab?
Die Aufmaßzeichnungen und die Aufnahmen sind an die Stadt übergeben worden, um bei kommenden Reparaturen und Sanierungen Verwendung zu finden.
Unser besonderer Dank gilt der TU München, die für die beiden Voigtschen Archivblätter 200,- € jährlich verlangte. Und das noch vor jedem Länderfinanzausgleich!
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