Statut der “Bunten Reihe”
Seltsam wie es auch erscheinen mag, ist die einzige sicher aus Hans Scharouns Hand stammende Bauanlage Ostpreußens, ja des ganzen Rußlands, trotz seiner Einmaligkeit und Vollständigkeit bis dato gar nicht geschützt. Andererseits… unterläge sie einem Schutz, ließe niemand die “insterJAHR”-Mannschaft an sie heran!
Zufällig wie diese Nichteintragung auch zustandegekommen sein mag, und nützlich wie sie für die Lehrwerkstätten sei, rief diese Sachlage zum schleunigsten Eingriff: in der Bunten Reihe drohte dieselbe Vernichtung durch Unwissen, wogegen “insterJAHR” in der ganzen Stadt auftrete. Bewohner, des Wertes eigener Häuser nicht bewußt und sich nur um die eigene — wohlverdiente! — Bequemlichkeit kümmernd, waren fast schon dabei, nicht nur ein Frühwerk des Meisters zu zerschlagen, sondern auch sich selbste des Daches über dem Kopf zu berauben. Durch nichts als eigenhändige Falschreparatur.
Bereits die erste Außebegehung, 2007—2008 durchgeführt, bewies unzweideutig, daß es sich tatsächlich um ein Bauwerk Hans Scharouns handele, und zwar eines, welches einen hohen Grad der Erstausstattung zeige, als ob die Häuser nie einen Umbau erfuhren. Nachfolgende Archivarbeiten 2008 bestätigten diese Annahme: die Häuser, soweit erhalten, waren in der Tat nie umgebaut, umgeputzt oder umgestrichen worden, und zeigen immer noch (Reste von) bauzeitige Putze, Anstriche, Fensterrahmen und Türblätter, Dachdeckung und Treppenläufe und -Geländer usw. Kaum eine Siedlung dieser Entstehungszeit wird sich in Deutschland des gleichen Ursprungszustandes rühmen dürfen: Wohlstand wandele stets mit Umbau einher, Komfort vernichte die Originale! Doch auch hier gebe es Verluste, so z.B. den Eingangsplatz der Siedlung, wo jetzt ein End-1980er-Plattenbau stehe, und die hausbegleitenden Ställe in den Nutzgärten der Bunten Reihe.
Angesichts dessen was es ein Muß, am 29. Januar 2009 beim Kaliningrader “Wissenschaftszetrum Denkmalschutz” einen Antrag auf Unterschutzstellung der Hauskomplexe der Elewatornaja und Gagarinstraße in Tschernjachowsk einzureichen. Zu den Unterstützern des Vorhabens zählten nicht nur das Gemeindeamt, sondern auch die Berliner Scharoun-Gesellschaft, der Berliner Werkbund und der Architekten- und Ingenieurverein (auch Berlin), sowie das St.Petersburger Institut für Kunstgeschichte.
Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, denn dem allseitig gutgeheißenem Vorhaben kam eine Ämterreform in die Wege. Zwischenzeitig aber können wir unser “insterJAHR”-Programm verwirklichen.
Ein Kommentar zum Eintrag “Statut der “Bunten Reihe””
Amtliche Nachricht: Bunte Reihe unter vorläufigen Schutz gestellt!
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