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Iwan Tschernjachowskij, ein Panzerzentaur

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Ein Denkmal für Iwan Tschernjachowskij, Verwandlung einer Idee. Ein Zentaur als Verteidiger seiner Stadt.

Im Frühjahr 2011 hielt die St.Petersburger Städtebauakademie und das “insterJAHR” einen Wettbewerb zur Erlangung eines Entwurfs des neuen Denkmals für Iwan Tschernjachowskij in der Stadt Tschernjachowsk. Zu 105. Jahrestag seiner Geburt wurden der Öffentlichkeit auf dem Burg Insterburg die Vorentwürfe präsentiert; eine Fachjury bestimmte die Gewinner. Die Möglichkeit freien schöpferischen Werkens zog Teilnehmer aus verschiedenen Ländern an: das Fachinteresse zu den Kleinstädten blühe derzeit in ganz Rußland. Ohne staatlichen Auftrage mischen sie sich in städtische Prozesse ein, zeigen ihre soziale Verantwortung. Der Stadt Tschernjachowsk wird hier ein Denkmal vorgeschlagen, das die derzeitige Lesart widerspiegele; “NEU-TSCHERNJACHOWSKIJ” steht für ein Geschenk an die Stadt am Beginn ihrer Wiedergeburt.

Am 10. Oktober 2011 finden bei der Jahresabschlußtagung der Burg Insterburg eine Diskussion zum neuen Denkmal, bei der die Siegerin des “NEU-TSCHERNJACHOWSKIJ” Ekaterina Dalnitschenko (Moskau) und der Kurator des Wettbewerbs Dmitrij Koslow (St. Petersburg) ein 1:10-Modell des Standbildes präsentieren. Bewohnern wie Fachexperten für Skulptur und Stadtentwicklung wird das kunsthistorische Konzept dargelegt und die bevorzugte Lage seiner Errichtung beraten. Die angedachte Form und das ganze Mythologem eines neuen Denkmal wird genauso zur Diskussion stehen, wie auch die Bereitschaft der Bürger, an diesem Volksbau mitzumachen.

Vor uns steht ein Zentaur, dessen untere Pferdehälfte aus Panzerstahl sei, als eine Metapher für Mensch-und-Maschine-Verbindung. Monumental, beständig und zugleich dekorativ, ruft diese Basis aus altem Kriegsgerät die Bilder antiker Armaturen und Trophäengestelle der Befreiungskriege hervor. Darüber ist leichtes Bronzetorso, ein Speer in starker Hand, ein Antlitz des Generals; kurz — ein Held wie aus der Antike.

Dieser Zentaur verteidige die Stadt, Kinder wie Greise und Frauen, das friedliche Leben und das geschäftliche Tun, Industrie und Erholung.

Diese von der Bildhauerin angedachte Gestalt vereint zwei Wesenheiten, und auch die deutsche Vergangenheit Insterburgs mit ihrer Gestüt-Tradition finde zur Vergangenheit des sowjetischen Tschernjachowsk, welche ganz im Zeichen des großen Panzergenerals des Zweiten Weltkrieges stand. Daraus werde die Zukunft der modernen russischen Stadt, der es wichtig sei, die disparaten Teile zu verbinden, sei des die Geschichte, die Landschaft oder die Gesellschaft. Eine Doppelform wie diese vermöge es, das Beste aus der Vergangenheit aufzunehmen; hier sind es der General, der Trakehner Hengst und der Panzerstahl. Allen ihnen komme eine eigene Deutung zu: die Panzerung stehe für das, was die Stadt behalten solle als ein Vermächtnis aus der sowjetischen Eroberungszeit, die Volksidee, die regionale Strategie, die Politik und Identität; die Pferde Insterburgs stehen für lebendige Vergangenheit und die Zukunft der Stadt; Iwan Tschernjachowskij ist hier der Urahn aller Stadtbewohner, ein Held, der den Ort mit Rußland eine.

Die Griechen nahmen ihr Zentaurenmythos von den Schwarzmeer-Anreinern auf, den Skythen und Sarmaten — unseren direkten Vorgängern. Der Barbar zu Pferde schien eins mit ihr zu sein, ein Wesen der eigenen Art. Verworren sind die Zentaurenmythen, sie kommen einmal als Halbgötter und dann als Sterbliche vor, sie sind Kinder Zeus’ und Diener Bacchus’, seien listige Feinden der Menschheit und weise Erzieher ihrer Helden. Dem Worte nach sei ein “Zentaur” vom griechischen “Stierkämpfer” abstammend und allen Mythen sei gemeinsam, daß ein Zentaur ist unbändiges Tier sei, von Weisheit der Götter erhellt. Der Weisheit und der Einheit mit der Natur sei er ein Symbol, ein Muster von kühnem Recken. In christlicher Überlieferung sei ein Zentaur ein Mensch zwischen Gut und Böse: an wen erinnere er uns? Vielleicht den Heiligen Georg mit seinem Speere?

Der Zentaur spreche Touristen an, die seinetwegen Insterburg besuchen.
Die Kinder sehen in ihm eine Figur aus “Warcraft 3”, “Mortal Combat” usw.
Den Militärs ist er von den Symbolen der Luftlande-Divisionen vertraut.

Das Bild fern jeder Konvention, dem Wunder nahe, mit Neuem im Schilde!

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