Umfassende Untersuchung einer historischen Lanschaft
Die Universität St.Petersburg, Kunstfakultät, Fachgebiet “Raumgestaltung” unter der Leitung von Eugenia Petraschen und Elena von Stieglitz hielt in Insterburg in Oktober 2011 ein Studentenpraktikum ab: bei den Forschungs- und Entwurfsarbeiten der Magister in spe ging es um die “Umfassende Untersuchung einer historischen Lanschaft”.
Der Untersuchungsgegenstand war der Neue Friedhof, umgangssprachlich als “Frieda” bekannt, und zum kommenden Poesiepark bestimmt.
Teilnehmer
Victoria Lukitschöwa
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Grünzonenplan Insterburgs
Praktikumsstandort, Hugo Kaufmanns Parkfriedhof
Der Gedanke eines Poesieparks im Namen Frieda Jungs kam während der Entwurfswerkstatt 2010 auf. Nach dem Auffinden geschichtlicher Planunterlagen war es offensichtlich, daß dieser Gedanke einer ganzen Reihe von Felduntersuchungen bedürfe, um realitätsnah zu werden.
Hauptaufgaben des Praktikums
- Analyse und Herausarbeiten der Planstruktur, sowie der Volumen- und Raumkomposition.
- Bestimmen der Baumarten.
- Untersuchung des Oberflächenbewuchses.
- Pflanzenpatologische und insektenkundliche Untersuchung.
- Bodenkundliche Untersuchung.
- Bestimmen des Wasserhaushaltes.
- Klimauntersuchung.
- Analzse der Höhenentwicklung.
- Bestimmen der Beständigkeit des Naturhaushaltes under Umwelteinflüssen.
Analyse der Planstruktur
Ende des XIX entwickelte sich ein neuer Typus der Kulturlandschaft in Europa, der eines Parkfriedhofs. Der Neue Friedhof zu Insterburg ist ein Paradebeispiel dafür: französicher und englischer Ansatz vereinen sich in ihm harmonisch in der sehr eigenen und zeittypischen Jahrhundertwende-Handschrift Hugo Kaufmanns.
Beispiele andernorts
Eine ähnliche Lösung legte zu Leningrad am Smolnyj der Gärtner Rudolf Katzer an.
Hamburg war die erste Stadt, die einen Parkfriedhof anlegte, in 1877.
Entwurf eines Waldfriedhofs zu Riga, 1908, von Georg Kuphaldt.
Brüderfriedhof zu Riga, 1915-1934, von Andrejs Zeidaks.
Platanenhain zu Darmstadt, angelegt in 1833, 1912-1914 von Bernhard Hoetger umgestaltet.
GEBOREN NIMMER NIMMER MEHR GESTORBEN
…
GEWESEN NIMMER NIMMER NOCH ZU WERDEN
BESTÄNDIG EWIG UNERZEUGT VON JEHER
ZERFÄLLT ES NICHT WENN AUCH DER KÖRPER HINFÄLLT
Morgenländische Platane, eingepflanzte Kugelform, im darmstädter Platanenhain.
Spitzahorn, eingepflanzte Kugelform, im insterburger Gedenkpark Kaufmanns
Entwurfsansichten Kaufmanns
Blick durch die Einfahrt zur Kapelle
Grabmal in der Achse eines Hauptweges
Blick über den Urnenfriedhof nach dem Krähenwäldchen
Wahlgrabstellen an den Hauptwegen
Heute: die Hauptachse des einstigen Friedhofs
Allen: verwachsene Hainbuchen
Buchenalleen
Sie laufen in die Felder hinaus, mit dem Höhensprung von über 20 Meter. Heute ist diese Sicht allerdings zugewachsen.
Eine Teilnehmergruppe mit Leiterin, unter ihnen — ein Altarm der Angerapp.
Boden- und Grünproben
Ortsflora: Gräser
Irgendwo hier wurde die Dichterin Frieda Jung begraben
Zukunftspläne
Es soll ein Denkmal für Frieda Jung errichtet werden, etweder an der Hauptallee oder unweit des Ortes, wo ihr Grab einst lag. Ein weiterer Gedenkstein soll allen Insterburgern gewidmet werden, die hier begraben.
Im Poesiepark soll es Themenabschnitte wie «Goldenes Zeitalter russischer Dichtkunst» geben, ferner «Silbernes Zeitalter», «Deutsche Dichtung» und besonders die «Preußische Dichtung»; eine allgemein zugängliche Redner-(Dichter)-Kanzel finde im zentralen Bereich Aufstellung. Die Auswahl der passenden Reime und Personen können die Insterburger Dichtungszirkel beisteuern.
Die gestandenen Bäume und die einmalige Hangsituation birgen einen bewundernswerten Landschaftspotential. Wenn freigeschnitten, führen die Alleen zum Aussichtsplatz über dem Altarm der Angerapp und dem einstigen Turnierplatz — oder steigen die Stufen zum Wasser hinab. Wie malerisch, wie effektvoll werden die Panoramen sein!
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