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Rund um die Jordanstraße: Sanierung der Reformviertel zu Insterburg

Von: 12inster_admin34534

Diplomarbeiten Maria Baschinas und Gusel Garipowas, vorgestellt im Sommersemester 2011 an der Kasaner Architektur- und Bauuniversität, sind mehr als bloße Nachbarn. Die Erstbegehung der Quartiere fand zeitens des “insterJAHRes”-2010 statt; auf die gemeinsame Analyse folgte die getrennte Bearbeitung des Gevierts Kasernenstr.— Jordanstr.— Luisenstr.— Artelleriestr. durch Maria, während Gusel sich dem Bereich Kasernenstr.— Jordanstr.— Luisenstr.— Wichertstr. widmete.

Gemeinsamer Abschnitt

Die Stadt Insterburg war die zweitgrößte und -bedeutendste in Ostpreußen, ein wichtiges Kultur-, Wirtschafts-, Industrie- und Sportzentrum. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel dieses Teil der Provinz an die Sowjetunion. Heute ist es die westlichste Region Rußlands, Gebiet Kaliningrad. Die Stadt nennt sich heute Tchernjachowsk.


Schemenstand 1771, 1889, 1923 und 2010

Die Geschichte der in Frage kommenden Quartiere beginnt in den 1860ern, als die Stadt sich fast verdreifachte und die Straßen zur Bahn hin ausstreckte, die Gegend in einfache Rechtecke unterteilend. Das ausgehende XIX und beginnendes XX Jahrhundert war die Zeit des rasanten Wachstums und der Blüte Insterburgs.
Auf der Straße nach Kamswyken entstanden große Kasernenareale für die Infanterie (1887-1893), Artillerie (1892-1900), Jäger und MG-Abteilung (1913-1914). Abgerundet wurde die Zusammenstellung von der Proviantabteilung und einem neuen Garnisonlazarett. Die Hauptstraße des Stadtteils erhielt demnach den passenden Namen Kasernenstraße. Quer dazu verlief die Artilleriestrasse.

Kasernenbau in diesem neuen Stadtteil löste auch die Belegung freier Grundstücke mit Wohn- und Geschäftsbauten aus. Der Landbesitzer Albrecht Stadie- Grünhof parzellierte die Gegend und legte Straßen an, die darauf hin Wichertstr., Louisenstr., Jordanstr. und Albrecht-Stadie-Straße hießen.


Abwicklung der Jordanstraße 2010


Abwicklung der Jordanstraße 2010

Erste Bauten entstanden an der Luisen- und der Wichert-Straße; auf die Offizierswohnanlage “Port Arthur” in der Jordanstraße folgten weitere, dann die Wichert- und die Albrecht-Stadie-Straße.


Abwicklung der Luisenstraße 2010


Abwicklung der Albrecht-Stadie-Straße 2010

Die Häuser dieser Wohnanlagen gruppierten sich um den großen Innenhof. Die Wohnungen, wenngleich klein, waren gut besonnt und belüftet, hatten alle nötigen Nebenräume und waren vom gut geschnitten. Die gründerzeitlichen Fassaden waren im Allgemeinen historistisch, doch auch Jugendstil-Anklänge lassen sich auf ihnen finden. Eine Besonderheit sind die durchgestreckten Hauseingänge zur Straße und zum Hof, sowie Ziegeldächer, beides in der Bauperiode weit verbreitet.


“Port Arthur”-Hof 2010


Hofsicht 2010

In den Nachkriegsjahren beschränkte sich das Bauen auf das unbedingt notwendige, wie Schulen, Kindergärten und lebenswichtige Betriebe der Stadt&nsbp;— belebte Bautätigkeit gab es in dieser Zeit nicht. An der Kasernenstraße entstand in dieser Zeit eine Gesamtschule, weitere Neubauten gab es auf dem Gelände der Bäckerei.
In die Zeit von 1960 bis 1991 fallen die vielen Versorgungsbauten, Gas-und Wasseranlagen. In 1991 bricht eine neue Bauzeit an, die Baulücken werden allmählich geschlossen und es ist der Wille spürbar, sich mit den Neubauten stilistisch und in der Höhe den verlorenen Häusern anzupassen. Die meisten Neubauten sind Wohnhäuser, manchmal mit Gewerbenutzungen im Erdgeschoß. Die Bauten dieser letzteren Zeit finden sich in der Kasernenstraße, der Jordanstraße, der Luisenstraße; ferner an der Ecke Wichert- und Albrecht-Stadie-Straße.

Um Fragen der Denkmalpflege in der Stadt anzugehen und eine Grundlage der Schutzzonen zu schaffen wurden die herausragenden Geschichtsinseln definiert. In unserem Fall gilt die Bebauung des Quartiers Kasernen-Wichert-Luisen- und Artilleriestraße als so eine Insel. Die Kasernenstraße, von der Belowstraße abzweigend, stellt die Hauptverbindung der wichtigsten Straße der Stadt, der Hindenburgstraße, mit den ausgedehnten Kasernenarealen. Im weiteren Verlauf reicht sie bis an das Gumbinner Chaussee.


Verkehrsschema 2010

Die Hauptstraßen der Stadt, die Hindenburg- und die Wilhelmstraße, haben nach dem Krieg die Rolle des linearen Stadtzentrums übernommen und sind von eminenter Bedeutung für die Herausbildung der Sichtpunkten auf die wichtigsten Bauten.


Grünschema 2010

Bei der Arbeit an den Diplomen, die die Sanierung dieser Quartiere zum Gegenstand hatten, wurde der Bestand untersucht, die Blickbeziehungen analysiert und historisches (Bild-)Material gesammelt, um eine historisch-kulturelle Grundlagenkarte erstellen zu können. Unter Anderem wurde die geschichtliche Parzellierung geklärt, die Lage der abgängiger Bauten, sowie die wiederkehrende Regeln des Baues und der Entwicklung diesen Stadtteils — das war der Grund, die Straßengrenzen zu verlassen und ein größeres Ganzes, von der Kasernen-, der Wichert-, der Artillerie- und der Luisenstraße begrenzt, zum Gegenstand der Arbeiten zu machen. Der darauf erstellte Schutzzonenplan umfaßt neben dem Quartier auch die angrenzenden Gebiete.


historisch-kulturelle Grundlagenkarte

Die angedachte Schutzzonenplanung für das geschützte Kulturerbe beinhaltet eine Textdokumentation sowie einen Karten- und Schemasatz mit der Beschreibung der Grenzen der besagten Zonen und der Denkmalgrundstücke, die in diese Zonen fallen, fernen ein Entwurf der Flächennutzung-Satzungen und der Gestaltungssatzungen.

Die Bauzeit des Quarters war die Zeit neuer Bauordnungen, was sich in der einheitlichen Höhe, dem Baumodul, dem vorherrschenden Stil und der Proportionierung der Häuser dieser Zeit widerspiegelte. Auf der Grundlage ausgedehnter Feldstudien haben wir eine Überblickstabelle der Architekturelemente dieser Bebauung erstellt.

Probleme:

Das gesammlte Material floß ins Bestands-Funktionalschema des Quartiers hinein. Dies legte folgende Probleme bloß:

  • die Zerrissenheit der Bebauung und der gesamten Planstruktur der Quartiere,
  • die unausgewogene Funktionszonung der Quartiere,
  • das Fehlen eines durchgängigen Verschönerungskonzeptes.

Einen ernsten Übel stelle hier, wie in allen historischen Städten, der ruhende Verkehr da: fürs Abstellen der Autos gebe es hier schlichtweg keine Optionen. Die Straßen und die Hoffreiflächen sind regelrecht zugeparkt.

Lösungen:

Wichtig sei es, nicht bloß die Vorkriegsstruktur und -Umgebung wiederherzustellen, sondern ein Netz qualifizierter öffentlicher Räume zu erschaffen, mitsamt den Gestaltungssatzungen, und vielfältiges Zusammenleben der Quartierselemente anzustoßen.
Die Aufgabe unserer Abschlußarbeiten ist es, eine moderne Nachbarschaft zu schaffen, ohne dabei den Charakter des alten Insterburg zu verlieren. Wichtig sei, nicht nur einfach die Vorkriegsbebauung und -Struktur wiederherzustellen, sondern ein Netzwerk öffentlicher Räumen zu erzeugen, die Bauvorschriften auszuarbeiten und alle Bestandteile des Quartiers in einen multifunktionalen komplexe Bezug zueinander zu bringen, wie zum Beispiel

  • den Wohnkern
  • die Kindererziehung
  • die tägliche Erholung und die sozialen Kontakte,
  • die Hauswirtschaft
  • die tägliche Hausversorgung
  • den Sport
  • die Kultur usw.

Öffentliche und private Stadträume fließen derzeit ohne rechte Gestalt ineinander, kaum vermag man zu sagen, wo des einen und wo des Nachbars Hof sei, und wo die Hauptstraße&bsp;— und wer wofür zuständig ist.
Wir schieden sie voneinander, einer besseren Zusammenarbeit wegen: des Platz mit der kleinen Grünanlage, des Durchgangsraumes und des abgeschlossenen Hofes. Für einen jeden Typ wurde eine eigene Art des inneren Aufbaus des Grundstücks entickelt, den historischen wie allgemein-funktionalen sanitären Vorschriften entsprechend. Die Sanitär-, Brandschutz- und Ausstattungsvorschriften wurden eingehalten.

Zur Diplomarbeit von Maria Baschina.
Zur Diplomarbeit von Gusel Garipowa.

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