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Kuppeln!

Von: 12inster_admin34534

Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS),
St.Petersburger Regionalkomittee

wendet sich mit einem offenen Brief an die Königsberger Provinzialdenkmalbehörde, die Oberste Denkmalschutzbehörde Berlins und alle Beteiligte. Die Hervorhebungen im Text vom “insterJAHR”.

An: Frau Sigrid Kayser,
Leiterin Oberste Denkmalschutzbehörde Berlin

An: Frau Larissa Koptzewa,
Leiterin Provinzialdenkmalschutzbehörde Kaliningrad

An alle Interessierte

Sehr geehrte Damen und Herren,

Bei der Sitzung am 03.04.2012 hörte die St.Petersburg-Sektion von ICOMOS ein Bericht von Frau M.S. Stieglitz zum 15-Stände-Rundlokschuppens am Fernbahnhof Insterburg an, von einer Kuppel nach System Johann Wilhelm Schwedler überwölbt. Wir wenden uns an alle interessierte Seiten mit dem Aufruf, diesem Bauwerk des herausragenden Ingenieurs und preußischen Oberbaurates die ihm gebührende Aufmerksamkeit und Schutz zukommen zu lassen, durch neue Nutzung ein Ingenierdenkmal vom Europarang zu erhalten.

Der besagte Rundschuppen steht seit Mitte der 1870er Jahren auf dem Gelände des Insterburger Fernbahnhofes, heute Bahnhof Tschernjachowsk in Rußland, erbaut nach dem angepaßten Typenentwurf der Königlichen Ostbahn-Kommission. Insterburg war ein Knotenbahnhof und -Depot auf der Strecke St.Petersburg—Berlin—Paris; ähnliche Bauten mit einer Schwedler-Kuppel gebe es nur noch wenige: zwei in Deutschland (Berlin), drei in Polen(Schneidemühl, Bromberg, Dirschau). Sie alle stehen entlang der ehemaligen Ostbahn. Von der Bau- und Anlageart gehören sie alle zum ein-und-denselben Typus und stellen eine wichtige Etappe in der Entwicklung moderner Bautechniken und architektonischer Formen dar. Die Schalenkuppel Schwedlers, mit ihren Spanten, Ringen und Spanndiagonalen, war ein unmittelbarer Vorläufer der späteren Raumkonstruktionen für Hallen großer Spannweite.

Rußlandweit ist dieses Eisenbahnbauwerk zu Insterburg einmalig; wie die artgleichen Depots in Deutschland und in Polen hat es inzwischen seine ursprüngliche Nutzung eingebüßt. Für die Bahn überflüssig, verfällt es allmählich. Darurch droht uns ein historisch-kulturelles Potential verloren zu gehen, den nicht nur die einmaligen Konstruktionen und ihr hoher Erhaltungsgrad darstellen, sondern auch der historische Wert des Bauwerks und die staatsgeographische Lage des Baudenkmals zu seinen Nachbarn.

Die Zukunft des Rundlokschuppen als Kulturdenkmäler wurde bereits auf der “insterJAHR”-Konferenz am 10.10.2011 Gegenstand der Erörterung. Darüber hinaus vereinbarten die Bürger- und Fachgruppen der drei Länder, die sich um den Erhalt der jeweiligen Bauwerke kümmern, bei einer Zusammenkunft in Schneidemühl am 08.10.2011, ihre Bemühungen zu koordinieren. Vom November 2011 datiert eine Eingabe der Berliner Baukammer an die Denkmalschutzbehörden Berlins, die beiden letzten verbliebenen Exemplare des Typs für Europäisches Kulturerbe vorzuschlagen.

Wir unsererseits halten es für angebracht, die grenzüberschreitenden Initiativen zum Erhalt der Europaweit herausragenden Verkehr- und Technikdenkmäler zu unterstützen. Wir schlagen vor, sie in ihrer Gesamtheit von sechs Kultur- und Ingenieurskunstdenkmälern, den Lokomotivdepots in den Städten Insterburg (Tschernjachowsk), Dirschau(Tczew), Bromberg (Bydgoszcz), Schneidemühl (Piła) und Berlin als ein Ganzes in die entsprechenden Registern als gesamteuropäisches Geschichts- und Kulturerbe einzutragen.

In den letzten Jahren sah man bereits ein Rundlokschuppen von St.Petersburg-Warschauer Bahnhof gerettet und neuer Nutzung als Firmenzentrale zugeführt. Dieses, von wenig abweichendes Bauart als die vorangegangenen, war seinerzeit ein Endpunkt für Züge aus Richtung Berlin (über Insterburg und Eydkuhnen). Auch die anderen Bauten verdienen den gleichen Schutz.

Mit freundlichen Grüßen,
S.B.Gorbatenko, Vorsitzender ICOMOS StPb

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